Nahost: Palästinenser-Hilfswerk UNRWA macht weiter so gut es geht
Stefano Leszczynski und Gudrun Sailer - Vatikanstadt
„Die erste Folge der neuen Gesetze der Knesset war die Aufhebung der Visa für unser internationales Personal, das in Ostjerusalem tätig war und das wir evakuieren mussten“, erklärt Marta Lorenzo, Leiterin des UNRWA-Büros für Europa. „Infolgedessen wurde unser Hauptquartier in Ostjerusalem geräumt und unser Team musste gehen. Dennoch haben wir beschlossen, unsere Aktivitäten in den Bereichen Schulen und Gesundheitsversorgung fortzuführen, solange uns die Lage nicht zum Zusperren zwingt.“
Auch in der Westbank verschärft sich die Lage. UNRWA berichtet von massiver Zerstörung palästinensischer Häuser und zunehmender Gewalt. „Mindestens 40.000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen“, so Lorenzo. „Wir haben unser Gesundheitswesen umgestellt, mobile Kliniken eingerichtet und verteilen Matratzen, Küchenutensilien und andere Nothilfegüter. Jeder braucht alles.“
Trotz der Restriktionen konnte UNRWA in Gaza eine minimale Präsenz aufrechterhalten. In den ersten Tagen der Waffenruhe gelang es, gut 2000 Lastwagen mit Hilfsgütern in das Gebiet zu bringen. „Wir haben rund zwei Millionen Menschen mit Lebensmitteln versorgt und unsere Arbeit mit unserem überwiegend lokalen Personal fortgesetzt.“
Gleichzeitig hat UNRWA mit Desinformationskampagnen zu kämpfen. Organisationen, die UNRWA als „terroristisch" bezeichnen, gefährden nach Lorenzos Worten das Personal vor Ort. Finanzierungsprobleme verschärfen die Notlage. Die Organisation veranschlagt 1,7 Milliarden Dollar, um die dringendsten Bedürfnisse in Gaza und der Westbank zu decken.
Die humanitäre Krise trifft besonders Kinder. Viele sind traumatisiert, haben Angehörige verloren oder können keine Schule besuchen. „Trotz der gravierenden humanitären Lage hilft das Wenige, das wir tun können, ein Minimum an Hoffnung für die Zukunft zu bewahren“, sagt Lorenzo. „Ich möchte diesen positiven Aspekt wirklich betonen, denn wir konnten einige Bildungsangebote für Kinder wieder aufnehmen, insbesondere für die Jüngsten, die noch nie die Gelegenheit hatten, Lesen und Schreiben zu lernen. Und das gibt den Menschen Hoffnung.“
Auch die Gesundheitsversorgung steht vor dem Kollaps. Krankenhäuser sind überfüllt, Medikamente fehlen, und die Zahl der unterernährten Kinder steigt. „Wir erleben täglich, dass Menschen sterben, weil die medizinische Versorgung unzureichend ist“, so Lorenzo. „Trotz allem setzen wir unsere Arbeit fort, so gut wir können.“
Papst Franziskus verfolgt die Krise mit Sorge. „Die Schwierigkeiten sind immens und viele Menschen leiden. Aber wir erhalten große Ermutigung von Personen wie Papst Franziskus“, sagt Lorenzo. „Mit seinen Worten und seinen ständigen Appellen für den Frieden, denke ich, hat Seine Heiligkeit das Bewusstsein für die Notwendigkeit geweckt, Menschen in Not zu schützen. Was wir brauchen, ist die Entschlossenheit und der Mut von Persönlichkeiten wie ihm, um diesen Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, der den Nahen Osten seit Jahrzehnten beherrscht.“
(vatican news – gs)
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