Myanmar: Caritas koordiniert Soforthilfe nach verheerendem Erdbeben
Mario Galgano - Vatikanstadt
„Unser erstes Ziel ist es, Leben zu retten“, erklärt Giuseppe Pedron, Koordinator von Caritas Italien für die Hilfe in Asien. „Die Bergungsarbeiten sind jedoch extrem schwierig, weil es an der nötigen Ausrüstung und an ausreichend ausgebildetem Personal fehlt.“
Die Rettungskräfte bestehen aus einer Mischung aus lokalen Freiwilligen, der wenigen verfügbaren Feuerwehrleute und den Katastrophenschutzeinheiten der Militärregierung. Trotz der prekären Lage gibt es noch Hoffnung: „Unter eingestürzten Gebäuden könnten sich Luftkammern gebildet haben, die den Verschütteten das Überleben ermöglichen“, so Pedron weiter. Doch die Zeit läuft gegen sie: „Je mehr Stunden vergehen, desto unwahrscheinlicher wird es, noch Menschen lebend zu finden.“
Tausende ohne Unterkunft, Wasser und Nahrung
Während die Such- und Rettungsarbeiten andauern, zeichnet sich bereits eine humanitäre Katastrophe ab. Tausende haben ihre Häuser verloren und benötigen dringend Unterkünfte. „Schon jetzt ist klar, dass es nicht nur um die Bergung der Verschütteten geht – die Überlebenden brauchen dringend Schutz, Trinkwasser und Nahrung“, betont Pedron.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einem erhöhten Infektionsrisiko und rechnet mit einem humanitären Notfall der höchsten Stufe. Um die akute Versorgung in den kommenden 30 Tagen sicherzustellen, sind mindestens acht Millionen Dollar nötig – ein Betrag, der noch nicht einmal die langfristigen Wiederaufbaumaßnahmen umfasst.
Ein Land in der Krise
Das Erdbeben trifft Myanmar inmitten einer ohnehin dramatischen politischen und wirtschaftlichen Lage. Der Bürgerkrieg hat das Land bereits stark geschwächt, und Millionen Kinder sind besonders gefährdet. Laut UNICEF-Direktorin Catherine Russell haben viele von ihnen innerhalb kürzester Zeit alles verloren: ihre Familien, ihre Häuser und den Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung. „Wir brauchen dringend sauberes Wasser, medizinische Hilfe und Notunterkünfte“, appelliert Russell an die internationale Gemeinschaft.
Doch die internationale Hilfe birgt Risiken: Die Militärregierung, die das Land seit dem Putsch 2021 kontrolliert, könnte Hilfsgüter für ihre eigenen Zwecke nutzen und oppositionelle Gebiete von der Versorgung ausschließen. Angehörige der ehemaligen Regierungschefin Aung San Suu Kyi fürchten zudem um deren Wohlergehen. Ihr Sohn berichtete, dass es keine verlässlichen Informationen über ihren Zustand gibt – und dass dem Militär nicht zu trauen sei.
Ein Aufruf zur Solidarität
Inmitten der Not versucht die Caritas, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. „Wir tun unser Möglichstes, aber wir brauchen Unterstützung“, mahnt Pedron. Die kommenden Tage werden entscheidend sein – für die Verschütteten unter den Trümmern ebenso wie für die Hunderttausenden, die nun dringend auf Hilfe angewiesen sind.
(vatican news)
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