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Bei der Beisetzung von Opfern einer Explosion während eines M23-Treffens vom 27. Februar, an diesem Dienstag in Bukavu Bei der Beisetzung von Opfern einer Explosion während eines M23-Treffens vom 27. Februar, an diesem Dienstag in Bukavu  (AFP or licensors)

Kongo: Der aufhaltsame Vormarsch der Rebellen

Im Osten des Kongo stoßen die M23-Rebellen weiter vor: Vor einem Monat haben sie Goma eingenommen, Mitte Februar Bukavu, jetzt stehen sie an der Grenze zu Burundi.

Begleitet wird ihr Vormarsch von unvorstellbarem Leid: Massengräber, Flüchtlingschaos, ein humanitärer Ausnahmezustand. Die UNO befürchtet einen Flächenbrand, der sich schlimmstenfalls bis in die kongolesische Hauptstadt Kinshasa weiterfressen könnte; Ruanda stützt die Rebellen, Burundi steht auf der Seite des Kongo. Die Rolle Ruandas wird international kritisiert. Als Konsequenz hat das deutsche Entwicklungsministerium (BMZ) in Berlin jüngst bekannt gegeben, die Entwicklungshilfe für das Land einstweilen einzuschränken. Bei dem Konflikt geht es nicht nur um lockende Bodenschätze; einiges erinnert auch fatal an die Konstellation beim Völkermord in Ruanda vor über dreißig Jahren.

Wie kommt es, dass scheinbar nichts den Vormarsch der Rebellen jetzt aufhalten kann? Fragen an den kongolesischen Jesuiten Toussaint Kafarire, Leiter eines Studienzentrums in Lubumbashi im Südosten des Kongo und Vorsitzender einer Gesellschaft für Afrikastudien.

Jesuit beschuldigt Ruanda

„Der erste Grund, der mir in den Sinn kommt, sind die Barbarei und die Gräueltaten, die sich in Goma ereignet hatten, nachdem die ruandischen Streitkräfte und ihre M23-Helfershelfer die Stadt eingenommen haben. Das Militär in Goma hat durchaus Widerstand geleistet, die Soldaten hatten aber angesichts der Waffengewalt aus unserem Nachbarland (Ruanda) keine Chance. Daraufhin kam es zu Massakern.“

Deshalb hätten die Menschen in Bukavu den anrückenden Rebellen die Tore geöffnet, um weitere Blutbäder zu verhindern; auch der Erzbischof der Stadt habe den Gouverneur und die Behörden darum gebeten, Bukavu ein solches Gemetzel zu ersparen.

„Ein zweiter Grund, den ich nennen kann, ist, dass die Politiker in Kinshasa und vor allem die Regierungspartei sich mit Dingen beschäftigen, die für die Menschen keine Priorität haben, zum Beispiel mit Verfassungsänderungen. Die gesellschaftlichen, die sozialen Fragen, alle Forderungen, die sich auf eine bessere Verwaltung der öffentlichen Belange beziehen, werden nicht gehört.“

Zum Vormarsch der M23-Rebellen im Kongo - ein Interview von Radio Vatikan

Worum es den Rebellen geht

Worum geht es den Rebellen - verfolgen sie eine bestimmte Ideologie? Versuchen sie die Bevölkerung für sich zu mobilisieren? „Wir haben uns die Reden angehört, die sie jedes Mal halten, wenn sie in eine Stadt kommen oder sie besetzen. Sie sprechen im Wesentlichen davon, die Missetaten und den Machtmissbrauch der Regierung in Kinshasa zu verurteilen. Von diesen Missständen weiß jeder; alle Kongolesen wissen es. Die M23 klagt die Regierung von Felix Tshisekedi für all die Missetaten an, die wir kennen, Korruption und so weiter. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Corneille Nangaa der Anführer der Rebellen ist – ein früherer Präsident der Unabhängigen Nationalen Wahlkommission des Kongo. Er behauptet, dass er 2019 einen Plan ausgeheckt habe, um Felix Tshisekedi an die Macht zu bringen, obwohl er genau wusste, dass bei den Wahlen eigentlich ein anderer gewonnen hatte. Nangaa hat damals also die Souveränität, den Willen einer ganzen Nation, eines ganzen Volkes aus politischem Kalkül sabotiert – und ich denke, dass ihm das heute jede Berechtigung entzieht, die Korruption dieser Regierung zu kritisieren. Einer Regierung, bei deren Einsetzung er mitgeholfen hat!“

Wenn man den Jesuiten nach den Möglichkeiten fragt, Frieden im Osten des Kongo herzustellen, hat er keine abschließende Antwort. Eigentlich müsse man darauf hoffen, dass der kongolesische Staat die Kontrolle über sein Territorium wieder zurückerlangt – aber daran scheint er nicht so richtig zu glauben.

„Wenn es eine Lösung gäbe, hätten wir sie schon seit 30 Jahren umgesetzt“

„Wenn es eine Lösung gäbe, hätten wir sie schon seit 30 Jahren umgesetzt und hätten jetzt Frieden! Ich möchte betonen, dass unsere Bevölkerung und unsere unterschiedlichen Gemeinschaften keine Probleme untereinander haben; die Menschen gehen miteinander um, sie heiraten, reden miteinander, gehen zusammen einkaufen. Das Problem ist ein Problem der politischen Instrumentalisierung – und daher ist es die Ebene der Politik, auf der wir diese Lösung finden müssen.“

Hier stoße man allerdings auf ein Hindernis, das nicht nur den Kongo betreffe, so Kafarire: nämlich das „Führungsproblem“ auf dem ganzen afrikanischen Kontinent.

„Es wäre wichtig, dass alle Kongolesen in diesem dunklen Moment, den wir gerade durchleben, ihre Interessen und kleinlichen Streitigkeiten vergessen und sich als ein Volk, als eine Nation zusammenschließen. Wir sind ein Volk, das in der Vergangenheit viele, viele andere Prüfungen erlebt und überlebt hat; darum wären wir eigentlich auch heute noch in der Lage, dies zu tun.“

Das Interview mit Pater Kafarire führte das französische Programm von Radio Vatikan.

(vatican news – sk)

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05. März 2025, 09:56
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