Haiti: Neue Gewalt und Zehntausende von Flüchtlingen
Der Angriff ist Teil einer Eskalation von Gewalt, die das Karibikland verwüstet und Zehntausende von Menschen zu Vertriebenen gemacht hat. Hinter der jüngsten kriminellen Aktion soll das Bündnis der „Viv Ansanm“-Banden stehen. Es hat seine gewalttätigen Umtriebe intensiviert, seit die staatlichen Sicherheitskräfte begonnen haben, mit dem Einsatz von Sprengstoffdrohnen gegen sie vorzugehen.
Gerüchte über den angeblichen Tod des Anführers der Bande, Jimmy Cherizier alias „Barbecue“, haben die Spannungen weiter angeheizt. Fantz Duval, Chefredakteur von Rtcv, betonte in einem Beitrag auf X die Dramatik der Lage in Port-au-Prince. „Immer mehr Institutionen verschwinden. Wir verlieren unsere Geschichte.“
„Reporter ohne Grenzen“ schlagen Alarm
Die Unsicherheit in Haiti fordert immer wieder Opfer auch unter Journalisten und Medienschaffenden. Im vergangenen Dezember wurden zwei Reporter während einer Pressekonferenz ermordet. Hochbewaffnete und gut finanzierte Banden kontrollieren inzwischen einen Großteil der Hauptstadt. Die Regierung hat eine entschiedene Reaktion versprochen. Verstärkte Maßnahmen seien im Gange, „um die von den Kriminellen angegriffenen Medien zu schützen und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten“, so die Regierung in einer offiziellen Mitteilung.
Der Lateinamerika-Direktor von „Reporter ohne Grenzen“, Artur Romeu, verurteilte den jüngsten Anschlag und bezeichnete ihn als „einen weiteren Versuch, Journalisten durch Terror und Zerstörung einzuschüchtern, um eine der einflussreichsten Stimmen zum Schweigen zu bringen“. Romeu betonte, der Vorfall zeige die extreme Unsicherheit, in der haitianische Journalisten arbeiten. Sie würden permanent bedroht, wenn sie versuchten, die Wahrheit zu berichten.
Die UNO und die Zahlen der Krise
Ein UNO-Bericht unterstreicht die Dramatik der Krise in Haiti. Mindestens 5.626 Menschen wurden im Jahr 2024 getötet, was einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Hinzu kommen 2.213 Verletzte und 1.494 Entführungsopfer. Die UNO schätzt, dass allein in den letzten drei Wochen über 40.000 Menschen gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen. Auch die „Internationale Organisation für Migration“ (IOM) spricht von einem „noch nie dagewesenen Ausmaß“ bei der Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen.
Humanitäre Maßnahmen werden durch Gewalt behindert
Humanitäre Maßnahmen stoßen aufgrund von Sicherheitsrisiken und mangelnden Ressourcen auf große Schwierigkeiten. Die Bedingungen in den Lagern für Vertriebene, die sich häufig in aktiven Kampfgebieten befinden, verschlechtern sich durch den Mangel an Mitteln. Die Vereinten Nationen haben einen Plan für humanitäre Hilfe in Höhe von 908 Millionen Dollar aufgelegt, der jedoch bisher nur zu fünf Prozent finanziert ist.
(vatican news – sk)
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