Caritas klagt an: Haiti von der internationalen Gemeinschaft vergessen
Während seines Besuchs in Spanien berichtete Germain, dass bewaffnete Banden inzwischen weite Teile Haitis kontrollierten und die extreme Unsicherheit fast eine Million Menschen zur Flucht gezwungen habe – vor allem Frauen und Kinder.
„Obwohl die Menschenrechtsverletzungen in Haiti äußerst gravierend sind, wird in den Medien nicht mehr darüber berichtet. Wegen der zunehmenden Unsicherheit haben viele Organisationen das Land verlassen. Die internationale Gemeinschaft hat Haiti vergessen“, ließ der Caritas-Direktor am Dienstag der spanischen Nachrichtenagentur Efem gegenüber verlauten.
Port-au-Prince: Stadt der lebenden Toten
Bandenkämpfe hätten Orte wie Port-au-Prince in eine ‚Stadt der lebenden Toten‘ verwandelt.
Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen und die Zwangsrekrutierung von Minderjährigen seien an der Tagesordnung, beschreibt Germain die triste Lage in Haiti, das seit Jahren als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre gilt.
Humanitäre Hilfsorganisationen wie Caritas seien mit einer Realität konfrontiert, in der es schwer sei, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen. „Viele Kinder sind gezwungen, auf der Straße leben und haben nichts zu essen. Dutzende von Schulen wurden geschlossen, obwohl Haiti eine auf den Menschenrechten basierende Bildung braucht“.
Daher der Appell des Caritas-Direktor an die internationale Gemeinschaft, „es nicht bei guten Absichten zu belassen und Ausbildungsprojekte zu unterstützen, die vom Land selbst ausgehen“. Es sei auch wichtig, freie Wahlen in Haiti zu fördern. „In den letzten Jahren gab es zu viele von außen aufgezwungene Präsidenten, und was jetzt geschieht, ist das Ergebnis dieser Politik“, so der Leiter von Caritas Haiti.
Hintergrund
Am 12. Januar 2010 wurde Haiti von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,0 erschüttert. Die Folgen waren katastrophal: 316.000 Menschen verloren ihr Leben, mindestens ebenso viele wurden verletzt, etwa 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos. Auch 15 Jahre nach dem verheerenden Erdbeben ist die humanitäre Lage angesichts der eskalierenden Gewalt und Kriminalität dramatischer denn je.
(sir/vaticannews-skr)
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