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Palästinenser demonstrieren im Sommer letzten Jahres in der Nähe von Nablus Palästinenser demonstrieren im Sommer letzten Jahres in der Nähe von Nablus 

Naher Osten: Patriarchat warnt vor Annexionen durch Israel

Der Generaldirektor des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem, Sami Al-Yousef, hat ein düsteres Bild der Lage im Heiligen Land gezeichnet.

Es sei zu befürchten, dass der am Sonntag in Kraft getretene Waffenstillstand im Gazastreifen nur „eine temporäre Erleichterung“ sei, sagte er am Montag bei einem Treffen mit einer internationalen Bischofsgruppe in Jerusalem. Für die besetzten palästinensischen Gebiete im Westjordanland warnte er vor Plänen der rechtsnationalen israelischen Regierung für eine teilweise oder vollständige Annektierung.  Den zerstörten Gazastreifen bezeichnete Al-Yousef als „quasi unbewohnbar“. Der Wiederaufbau werde sehr lange brauchen. Eine der Schwierigkeiten werde dabei sein, dass die internationale Gemeinschaft als Hauptgeber das Vertrauen in die Nachhaltigkeit von Investitionen in Gaza verloren habe.

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem vertritt die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. An dem bis Mittwoch dauernden Solidaritätstreffen nehmen zwölf katholische Bischöfe aus neun Ländern teil. Auf dem Programm stehen neben Treffen mit kirchlichen und diplomatischen Vertretern Besuche in Gemeinden und christlichen Einrichtungen. Das Bischofstreffen findet seit 1998 jeweils im Januar im Auftrag des Heiligen Stuhls und auf Einladung der katholischen Bischöfe des Heiligen Landes statt.


Zerstörungen auch in der Westbank

Als Desaster bezeichnete der Patriarchatsdirektor die Lage im von Israel besetzten Westjordanland. Die gegenwärtige israelische Regierung betreibe eine Politik, die die wenigen verbliebenen Errungenschaften der Oslo-Abkommen zerstöre und darauf abziele, eine israelische Herrschaft über die palästinensischen Gebiete zu etablieren. Als ein Beispiel nannte er Zerstörungen palästinensischer Häuser durch Israel erstmals auch in den sogenannten A- und B-Gebieten.

Die größten Herausforderungen für die Palästinenser sind laut Al-Yousef die stark gestiegene Siedlergewalt und eine katastrophale Wirtschaftslage. Der Zusammenbruch des Tourismus und Pilgerwesens und die Aufhebung von rund 150.000 Arbeitserlaubnissen für Palästinenser in Israel sorgten für eine nie dagewesene Arbeitslosenrate, gerade unter palästinensischen Christen.


Palästinensische Autonomiebehörde finanziell angeschlagen

Für den öffentlichen Sektor komme hinzu, dass die finanziell ohnehin angeschlagene Palästinensische Behörde durch Israels Stopp von Steuertransfers nicht oder nur sehr eingeschränkt in der Lage sei, Gehälter zu zahlen. Davon betroffen seien rund 180.000 Mitarbeiter.

(kna/kap – sk)
 

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21. Januar 2025, 10:30