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Eine Installation aus weißen Kreuzen mit roten Helmen erinnert an Todesfälle am Arbeitsplatz, Streik-Aktion der italienischen Gewerkschaft „Confederazione Generale Italiana del Lavoro” (CGIL), 12. Dezember 2025, Rom  (Agenturbild)) Eine Installation aus weißen Kreuzen mit roten Helmen erinnert an Todesfälle am Arbeitsplatz, Streik-Aktion der italienischen Gewerkschaft „Confederazione Generale Italiana del Lavoro” (CGIL), 12. Dezember 2025, Rom (Agenturbild))  (AFP or licensors)

Papst: Technik, KI und Profit nicht vor Menschlichkeit stellen

„In einem Kontext, in dem Technologie und künstliche Intelligenz unsere Aktivitäten zunehmend steuern und beeinflussen, ist es heute dringend erforderlich, sich dafür einzusetzen, dass sich Unternehmen in erster Linie und vor allem als menschliche und geschwisterliche Gemeinschaften verstehen." Das hat Papst Leo XIV. diesen Donnerstag gefordert. Das katholische Kirchenoberhaupt mahnte bei einer Audienz für italienische Arbeitsberater auch mehr Sicherheit am Arbeitsplatz an.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Der Papst lobte die rund 280 Audienzteilnehmer anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Vereinigung der Arbeitsberater (Associazione Consulenti del Lavoro) für Aus- und Weiterbildung im Bereich der Unfallverhütung. Dies sei „Dienst am Leben". Es gebe jedoch auch heute noch zu viele Unfälle und auch Todesfälle am Arbeitsplatz:

„Orte, die eigentlich Lebensräume sein sollten – an denen Menschen jeden Tag einen Großteil ihrer Zeit verbringen und einen Großteil ihrer Energie aufwenden –, verwandeln sich häufig in Orte des Todes und der Trostlosigkeit. Deshalb möchte ich Sie daran erinnern, dass ,Sicherheit am Arbeitsplatz wie die Luft zum Atmen ist: Wir erkennen ihre Bedeutung erst, wenn sie auf tragische Weise fehlt, und dann ist es immer zu spät!`", mahnte Papst Leo mit einem eindringlichen Zitat seines Vorgängers im Amt, Papst Franziskus.  

Zum Hören: Papst Leo XIV. zum Thema Arbeit: Technik, KI und Profit nicht vor Menschlichkeit stellen (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)
die Audienz
die Audienz   (ANSA)

„Sicherheit am Arbeitsplatz ist wie die Luft zum Atmen: Wir erkennen ihre Bedeutung erst, wenn sie auf tragische Weise fehlt, und dann ist es immer zu spät!“

Mangelde Arbeitssicherheit ist in Italien seit Jahren ein Problem. Bis Oktober sind laut italienischen Medienberichten allein in diesem Jahr 657 Menschen bei der Arbeit ums Leben gekommen. Es gab sechs Todesopfer mehr als im gleichen Zeitraum 2024; die meisten Unfälle ereignen sich im Baubereich. International für Schlagzeilen sorgte etwa im November der Einsturz eines Turms am Forum Romanum in Rom bei Restaurierungsarbeiten - ein Arbeiter kam ums Leben

Plädoyer für Menschlichkeit und Nächstenliebe am Arbeitsplatz

„Liebe Freunde, ihr habt eine wichtige Aufgabe. Ich ermutige euch, diese mit Leidenschaft und Engagement zu erfüllen, im Bewusstsein, dass viele Brüder und Schwestern auf euren Beitrag angewiesen sind, um ihre Arbeit in Ruhe verrichten zu können", machte Papst Leo den Arbeitsberatern Mut, sich weiterhin für gute Bedingungen für alle am Arbeitsplatz einzusetzen. Neben dem Thema Arbeitssicherheit betonte der Papst, dass auch Menschlichkeit und Nächstenliebe wichtig seien:

„Ich bitte euch, immer die Augen offen zu halten für die Menschen, die vor euch stehen, besonders für diejenigen, die in Schwierigkeiten sind und weniger Möglichkeiten haben, ihre Bedürfnisse zu äußern und ihre Interessen durchzusetzen. Das ist ein großer Akt der Gerechtigkeit und Nächstenliebe."

  (ANSA)

„Ich bitte euch, immer die Augen offen zu halten für die Menschen, die vor euch stehen, besonders für diejenigen, die in Schwierigkeiten sind und weniger Möglichkeiten haben, ihre Bedürfnisse zu äußern und ihre Interessen durchzusetzen“

 

Bindeglied zwischen Führungskräften und Mitarbeitern 

Konkret warb der Papst etwa für Unterstützung und Verständnis von Arbeitnehmern mit kleinen Kindern, kranken oder hilfsbedürftigen älteren Familienmitgliedern. Arbeitsberater hätten als Bindeglied zwischen Führungskräften und Mitarbeitern eine wichtige Funktion. Die Vermittlerrolle sei ebenso zentral, wie der Schutz der Menschenwürde und die Förderung der Arbeitssicherheit. Das katholische Kirchenoberhaupt warnte die Arbeitsberater vor einer „übermäßigen Bürokratisierung der Beziehungen" sowie vor „Distanz und Realitätsferne" und auch vor Parteilichkeit: 

„Ich lade Sie daher ein, Ihren Beruf nicht unter dem Druck der Arbeitgeberseite auszuüben, als ob der Rest weniger wichtig wäre."

  (ANSA)

„Beruf nicht unter dem Druck der Arbeitgeberseite ausüben, als ob der Rest weniger wichtig wäre“

Soziallehre der katholischen Kirche am Arbeitsplatz umsetzen

Wie schon sein Vorgänger Papst Franziskus, betonte auch Papst Leo XIV. noch eimal, dass beim Thema Arbeit „der Mensch, die Familie und ihr Wohl" im Fokus stehen müssten und nicht etwa „das Kapital noch die Gesetze des Marktes oder der Profit." Demenstprechend lud er alle ein, die Soziallehre der katholischen Kirche umzusetzen. Sie müsse „bei jeder Unternehmensplanung und -konzeption berücksichtigt werden, damit die Würde der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anerkannt wird und sie konkrete Antworten auf ihre tatsächlichen Bedürfnisse erhalten", forderte Papst Leo XIV.

(vatican news/rai - sst) 

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18. Dezember 2025, 13:43