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Bei der Audienz an diesem Freitagmorgen Bei der Audienz an diesem Freitagmorgen  (@VATICAN MEDIA)

KI ist kein Schicksal: Papst wirbt für mündigen Umgang

Künstliche Intelligenz mündig nutzen und gestalten: Papst Leo hat einem passiven Umgang mit KI eine Absage erteilt. „Der Mensch ist dazu berufen, als Mitarbeiter am Schöpfungswerk mitzuwirken und nicht nur passiver Konsument von Inhalten zu sein, die durch künstliche Technologie erzeugt werden“, sagte er am Freitag gegenüber Teilnehmern einer KI-Konferenz.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Leo XIV. empfing Mitglieder der Konferenz „Artificial Intelligence and Care of Our Common Home“ im Vatikan. Die Tagung, die an diesem Freitagnachmittag in Rom stattfindet, wurde von der Stiftung „Centesimus Annus“ in Kooperation mit dem katholischen Universitäten-Netzwerk SACRU („Strategic Alliance of Catholic Research Universities“) ausgerichtet.

„Der Mensch ist dazu berufen, als Mitarbeiter am Schöpfungswerk mitzuwirken und nicht nur passiver Konsument von Inhalten zu sein, die durch künstliche Technologie erzeugt werden. Unsere Würde liegt in unserer Fähigkeit zu reflektieren, frei zu wählen, bedingungslos zu lieben und authentische Beziehungen zu anderen einzugehen“, erinnerte der Papst vor seinen Besuchern.

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KI = Reichtum und Macht?

Es stelle sich heute die Frage, wie KI-Entwicklung wirklich dem Gemeinwohl dienen könne und nicht dazu genutzt werde, bloß „Reichtum und Macht in den Händen einiger weniger anzuhäufen“, rief Leo XIV. zum Nachdenken auf.

Künstliche Intelligenz habe Einfluss auf kritisches Denken und Urteilsvermögen, Lernen und zwischenmenschliche Beziehungen, sie eröffne „neue Horizonte für Kreativität, werfe aber auch Bedenken auf. Der Papst nannte hier „mögliche Auswirkungen auf die Offenheit der Menschheit für Wahrheit und Schönheit sowie auf ihre Fähigkeit zum Staunen und zur Kontemplation“. Leo XIV. wünscht sich ein Nachdenken über das Wesen des Menschen, um mit dieser Technologie angemessen umgehen zu können.

Bei seiner Audienz lenkte der Papst den Blick vor allem auf junge Generationen. Auswirkungen von KI auf die intellektuelle und neurologische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen müssten sorgfältig untersucht werden. KI dürfe die Entwicklung junger Menschen und die Entwicklung der Gesellschaft nicht behindern.

„Die neuen Generationen müssen auf ihrem Weg zur Reife und Verantwortung unterstützt und nicht behindert werden. Das Wohlergehen der Gesellschaft hängt von ihrer Fähigkeit ab, ihre Talente zu entfalten und mit Großzügigkeit und geistiger Freiheit auf die Anforderungen der Zeit und die Bedürfnisse anderer zu reagieren.“

Was der Mensch ist - keine marginale Frage

Dass wir heute auf riesige Daten- und Informationsmengen zugreifen könnten, bedeute nicht, dass der Mensch dazu in der Lage sei, daraus „Sinn und Wert“ abzuleiten, stellte der Papst klar. Dafür brauche es vielmehr eine Reflexion über „Geheimnisse und Kernfragen unserer Existenz“. Die heute vorherrschende Kultur und Wirtschaft werte eine solche Reflexion ab und mache sie lächerlich, kritisierte Leo XIV.

KI müsse dem Gemeinwohl, der Wahrheitssuche und der Geschwisterlichkeit dienen, verdeutlichte der Papst einmal mehr. Es sei „unerlässlich“, junge Menschen zu einem mündigen Umgang mit KI zu schulen. Dabei ermutigte der Papst zugleich zu mehr Gestaltungswillen. KI ist kein passiv hinzunehmendes Schicksal, so Leo XIV. sinngemäß.

„Um gemeinsam mit unseren jungen Menschen eine Zukunft aufzubauen, die das Gemeinwohl fördert und das Potenzial der künstlichen Intelligenz nutzt, ist es notwendig, ihr Vertrauen in die Fähigkeit des Menschen, die Entwicklung dieser Technologien zu steuern, wiederherzustellen und zu stärken. Dieses Vertrauen wird heute zunehmend durch die lähmende Vorstellung untergraben, dass ihre Entwicklung einem unvermeidlichen Weg folgt.“

Verpflichtung für Gemeinwohl: neue Weichenstellung notwendig

Leo XIV. rief zu einer grundsätzlichen Neuausrichtung der technologischen Entwicklung auf – weg von Profit- und Machtinteressen, hin zu Partizipation und Gemeinwohl. Es brauche „ein koordiniertes und konzertiertes Vorgehen von Politik, Institutionen, Wirtschaft, Finanzwesen, Bildung, Kommunikation, Bürgern und Religionsgemeinschaften“, so der Papst.

„Akteure aus diesen Bereichen sind aufgefordert, eine gemeinsame Verpflichtung einzugehen, indem sie diese gemeinsame Verantwortung übernehmen. Diese Verpflichtung steht über allen parteipolitischen Interessen oder Gewinnen, die sich zunehmend in den Händen einiger weniger konzentrieren. Nur durch eine breite Beteiligung, die jedem die Möglichkeit gibt, mit Respekt gehört zu werden, auch den Bescheidensten, wird es möglich sein, diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen.“

Die Initiative und Forschung des SACRU-Centesimus-Netzwerkes sei in diesem Kontext ein wertvoller Beitrag, lobte der Papst. Die Konferenzteilnehmer ermutigte er dazu, ihre Arbeit mit Kreativität fortzusetzen.

Die Päpstliche Akademie für das Leben lancierte 2020 mit Vertretern der italienischen Regierung und aus der Tech-Branche ein Selbstverpflichtungs-Programm für eine Ethik der Künstliche Intelligenz. Dem sogenannten „Rome Call for AI Ethics“ schlossen sich seitdem Vertreter der Politik, Wirtschaft und Religionen an. 

(vatican news – pr)

 

 

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05. Dezember 2025, 11:20