Wuppertaler Blutzeuge in Paris seliggesprochen
*Beitrag aktualisiert um 16:19 Uhr - Vollzug der Seligsprechung, Infos zur Predigt ergänzt
Die Seligsprechungsmesse in der Kathedrale Notre Dame in Paris leitete der luxemburgische Kardinal im Auftrag von Papst Leo XIV. Kardinal Hollerich sagte , dass es in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts Lichtpunkte in „dieser Dunkelheit" gegeben hätte und identifizierte die 50 neuen Seeligen als Solche. Zuvor hatte das Dikasterium für die Selig und Heiligsprechungsverfahren das Martyrium des Ordensmanns Dillard bestätigt - zusammen mit weiteren 50 französischen Priestern, Ordensleuten und Laien, die im Zweiten Weltkrieg wegen ihres Glaubens ums Leben kamen.
Hollerich betonte: „Diese Seligsprechung lädt uns ein, auf die Gegenwart zu blicken und die Zukunft vorzubereiten. Unabhängig von unserer Berufung sind wir als Jünger Christi verplichtet, unseren Brüdern zu dienen." Zur Seligsprechungsmesse waren auch deutsche Bischöfe angereist.
Die Predigt hielt der Kardinal auf Französisch - er sprach jedoch auch einige Worte auf Deutsch: „Zusammen können wir ein Europa aufbauen, das nicht ausschließt, nicht verfolgt, das einsteht für Frieden und Gerechtigkeit."
Märtyrer für die Religionsfreiheit
Der Erzbischof von Luxemburg fuhr dann auf Französisch fort: „Die Nazis verachteten die Religionsfreiheit. Da sie gezwungen waren, sie in Deutschland zu respektieren, zeigten sie in den besetzten Gebieten ihr wahres Gesicht. Die Liebe unserer Märtyrer zu Christus und zu den Menschen machte sie zu Märtyrern für die Religionsfreiheit. Vielleicht wird dieser Punkt für uns ein wichtiges Zeugnis für die Zukunft der Kirche in Europa sein. Lasst mich einen Appell an die jungen Menschen in Frankreich richten: Ihr jungen Katholiken, ihr seid Anhänger der Verehrung unseres Herrn, möge diese Liebe Christi euch dazu bewegen, missionarische Apostel zu werden."
Auftrag für die Zukunft
Hollerich nutzte die Seligsprechungsmesse auch, um an die Friedensstifter in Europa zum Ende des Kriegs zu erinnern: „Nach dem Zweiten Weltkrieg widmeten viele Christen ihr Leben der Schaffung von Frieden und Versöhnung, wie Robert Schuman, Alcide De Gasperi, Konrad Adenauer undso viele andere, deren Leben dem Gemeinwohl gewidmet war, bezeugen. Seit achtzig Jahren leben wir in der längsten Friedensperiode, die Westeuropa in seiner langen Geschichte erlebt hat, und doch sind wir weder vor Krieg noch vor Gewalt sicher. Unabhängig von unserer Berufung, unserem Beruf und unserer Verantwortungsind wir als Jünger Christi verpflichtet, unseren Brüdern und Schwestern zu dienen, dort, wo Gott uns in seiner Vorsehung hingestellt hat."
Letzte Worte der Seeligen
Der Kardinal lies in seiner Predigt auch Platz für Worte der neuen Seeligen. Es waren zum größten Teil Worte aus der Gefangenschaft, die sich mit dem Schicksal des Todes und der spirtiuellen Nachfolge - der Hingabe des Lebens - auseinandersetzten´
Und später: „Ja, mein Gott, ich nehme mit aller Großzügigkeit an, alles, auch den Tod.“
Zur Person
Victor Dillard SJ wurde 1897 in Blois in Frankreich geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg trat er in den Jesuitenorden, die Societas Jesu, ein und studierte Philosophie und Theologie, unter anderem in Innsbruck. 1931 empfing er die Priesterweihe, 1941 promovierte er in Wirtschaftswissenschaften. Er beschäftigte sich mit sozialen Fragen und veröffentlichte 1932 einen Beitrag in den „Stimmen der Zeit“, welcher auf die Herausforderungen der deutsch-französischen Verständigung aufmerksam machte.
Nach der Niederlage Frankreichs 1940 folgte Dillard dem Aufruf des Pariser Kardinals Emmanuel Suhard und ging nach Deutschland. Ab 1943 wirkte er in Wuppertal als Geheimpriester für französische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Er arbeitete unter falschem Namen und betreute rund 2000 Menschen.
Im April 1944 wurde Dillard von der Gestapo verhaftet. Nach der Haft in Wuppertal kam er im November 1944 nach Dachau, wo er am 13. Januar 1945 starb. Victor Dillard gilt als Glaubenszeuge der NS Zeit und wurde später auch als einer der „Wuppertaler Blutzeugen“ bezeichnet
(vatican news/kna - bl/sst)
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