Nach dem Wirbelsturm auf Mayotte: Die Wellblechhütten stehen sofort wieder, die Ziegelhäuser brauchen länger Nach dem Wirbelsturm auf Mayotte: Die Wellblechhütten stehen sofort wieder, die Ziegelhäuser brauchen länger  (AFP or licensors)

Der Mayotte-Archipel: Zwischen Wiederaufbau, Trauma und Hoffnung

Es ist fast genau ein Jahr her: Zehn Tage vor Weihnachten 2024 suchte ein Wirbelsturm die französische Inselgruppe Mayotte im indischen Ozean heim. Immer noch leiden die Menschen unter den Folgen. Aber es gibt Hoffnung. Wir sprachen mit der Caritas-Chefin von Mayotte.

Augustine Asta - Vatikanstadt 


Mayotte liegt zwischen dem Inselstaat Madagaskar und dem afrikanischen Festland auf der Höhe von Mosambik. Es ist eines der ärmeren der gut 100 französischen Überseegebiete. Am 14. Dezember 2024 fegte der Zyklon Chido über den Norden der Inselgruppe. Mindestens 40 Menschen starben, als Winde mit Geschwindigkeiten von über 200 km/h und sintflutartige Regenfälle über Mayotte hereinbrachen. Tausende wurden obdachlos, und es entstanden Schäden in Höhe von Hunderten Millionen Euro.

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Der langsame Wiederaufbau

Zwölf Monate später gibt es „verschiedene Realitätsebenen“ auf den Inseln, insbesondere für die Bewohner der sogenannten „Bangas“ – das sind die Wellblechhütten, die einen Großteil der Behausungen in Mayottes Elendsvierteln ausmachen. Diese provisorischen Unterkünfte wurden nämlich sehr schnell wiederaufgebaut, erklärt Anna Lachaume, die Präsidentin der Caritas, die hier wie in Frankreich „Secours Catholique“ heißt. „Fast alle Bangas standen nur wenige Tage nach dem Zyklon wieder. Die Bewohner haben ein Dach über dem Kopf, auch wenn die Bedingungen weiterhin sehr schwierig sind, oft ohne Wasser und Strom“, sagt sie.

Die Reparatur der festen Häuser hingegen dauerte deutlich länger. Viele Familien in noch nicht wiederhergestellten Backsteinhäusern seien jetzt zu Beginn der Regenzeit den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert, so Lachaume.

Bild der Zerstörung auf Mayotte
Bild der Zerstörung auf Mayotte

Ein anhaltendes Trauma

Die Menschen auf Mayotte hatten eigentlich keine Angst vor Zyklonen, weil diese bisher Madagaskar getroffen und Mayotte verschon hätten. Aber Chido veränderte alles. Seine unerwartete Wucht traf die Bevölkerung schwer. Posttraumatische Belastungsstörungen sind die Folge: Schlafstörungen und anhaltende Ängste. Leider sind die psychologischen Hilfsangebote in diesem französischen Département unzureichend. Zwar entstanden nach dem Zyklon Hilfetelefone und Bürgerinitiativen, doch „angesichts des Ausmaßes des psychischen Leids reicht das nicht aus“, erklärt Anna Lachaume.

Gemeinsame Mobilisierung und starke Solidarität

In den letzten Wochen fanden auf Mayotte zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Sie würdigten all jene, die sich nach dem Zyklon engagierten: Feuerwehrleute, Gesundheitspersonal, Polizei, Vereine, Behörden und die Bevölkerung. „Alle haben mit angepackt. Solche Momente ermöglichen es uns auch, Erinnerungen und Gefühle zu teilen und uns daran zu erinnern, dass wir diese schwere Zeit gemeinsam durchgestanden haben“, sagt die Caritas-Frau.

„Alle haben mit angepackt. Solche Momente ermöglichen es uns auch, Erinnerungen und Gefühle zu teilen und uns daran zu erinnern, dass wir diese schwere Zeit gemeinsam durchgestanden haben“

Eine wichtige Rolle dabei spielte die katholische Kirche, obwohl sie eine kleine Minderheit auf Mayotte ist. 98 Prozent der Menschen dort sind Muslime. „Wir sind eine winzige Gemeinde mit 500 bis 1000 Gläubigen, aber wir haben unser Bestes gegeben“, sagt Anna Lachaume. Als die Caritas Essen und Kleider verteilte und psychologische Hilfe anbot, standen diese Angebote selbstverständlich allen offen, bis hin zu den Flüchtlingen aus dem Kongo und Madagaskar.

„Wir sind eine winzige Gemeinde mit 500 bis 1000 Gläubigen, aber wir haben unser Bestes gegeben“

Grund zur Hoffnung

Trotz der Notlage „zeigen die Einwohner große Widerstandsfähigkeit, Demut und Bescheidenheit“, betont Anna Lachaume. „Viele setzen ihr Vertrauen in Gott, in guten wie in schlechten Zeiten. Die nach dem Zyklon gezeigte Solidarität, der Wunsch, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, und die tiefe Verbundenheit mit der Insel nähren die Hoffnung.“

Daneben erwarten sich die Menschen des französischen Archipels im indischen Ozean viel von der Fertigstellung laufender Projekte. Im Entstehen sind unter anderem ein neuer Flughafen, ein neues Krankenhaus und eine belastbare Trinkwasserversorgung, die eines Tages den Bedarf der gesamten Bevölkerung decken soll. „Ein Ende der Wasserknappheit wäre eine immense Erleichterung für alle“, so die Caritas-Präsidentin.

(vatican news – gs)

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19. Dezember 2025, 12:13