Gabriel Dunia, Bischof von Auchi, Nigeria Gabriel Dunia, Bischof von Auchi, Nigeria 

Nigeria: Gewalt wegen multikausaler Sicherheitsprobleme

Entführungen von Christen in Nigeria stellen leider eine alltägliche Realität dar. Die Gewalt, die Christen erfahren, geht jedoch – entgegen der Aussage des Präsidenten der Vereinigten Staaten – nicht von islamistischen Terroristen aus, sondern ist auf multikausale Sicherheitsprobleme des Landes zurückzuführen, wie es ein Beispiel aus Ivianokpodi verdeutlicht.

Der jüngste Bericht von Intersociety, einer katholisch geprägten Nichtregierungsorganisation, gibt an, dass in Nigeria täglich durchschnittlich 32 Christen getötet werden. Allerdings sind nicht nur Christen von Entführungen und Ermordungen betroffen, sondern auch Muslime. Nach Schätzungen der NGO Open Doors ist die Wahrscheinlichkeit, getötet zu werden, für Christen in Nigeria 6,5-mal höher als für Muslime. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit, entführt zu werden, 5,1-mal höher.

„Dies ist kein christlicher Völkermord, weil die Fakten das nicht unterstützen.“

Die Aussage des US-Präsidenten Donald Trump: „Radikale Islamisten sind für dieses Massaker verantwortlich“, stellt die Konflikte im Land in einen zu stark religiös geprägten Verfolgungskontext. Maik Samuel von der Nichtregierungsorganisation Good Governance Africa sagt, dass „dies kein christlicher Völkermord ist, weil die Fakten das nicht unterstützen.“ Zwar ist es nicht von der Hand zu weisen, dass sich mehrere militante islamistische Gruppen im Norden Nigerias befinden und in letzter Zeit zusätzlich kleinere Terrorgruppen entstanden sind, doch die Ursachen der Gewalt in Nigeria sind weitaus komplexer. Dazu gehören unter anderem kommunale Streitigkeiten, ethnische Rivalitäten und – nur als ein Bestandteil – religiös motivierte Konflikte. Das Land und die Christen stehen einem multikausalen Sicherheitsproblem gegenüber, das Nigeria insgesamt betrifft.

Aussagen des US-Präsidenten Trump

Der Bischof Mathew Kukah aus Sokoto ist sich sicher, dass Donald Trump „die Spannungen verstärken, Zweifel säen, Raum für Misstrauen und Angst schaffen und es Kriminellen sowie Gewalttätern erleichtern würde, die Situation auszunutzen“, wenn er ein militärisches Vorgehen beginnen würde. Ebenso könnten die Bemühungen um den interreligiösen Dialog in Nigeria um Jahre zurückgeworfen werden, so der Bischof aus Sokoto. Dennoch ist die Reaktion der Bevölkerung auf die Aussage des US-Präsidenten gemischt: Ein Teil befürwortet den Einsatz von US-amerikanischen Truppen in Nigeria, ein anderer Teil lehnt ihn ab.


Ein Beispiel, das verdeutlicht, dass es sich nicht um einen religiös motivierten Völkermord oder die systematische Bekämpfung der Christen handelt, ist ein Angriff auf ein Priesterseminar in Ivianokpodi (Nigeria). Im Juli wurden aus dem Seminar der Unbefleckten Empfängnis drei Seminaristen von Kriminellen entführt. Zwei der drei Seminaristen sind zwischenzeitlich nach Lösegelderpressung und Verhandlungen wieder freigekommen, der dritte wurde jedoch von seinen Entführern ermordet. Der verantwortliche Ortsbischof von Auchi, Gabriel Ghiakhomo Dunia, der für das Seminar zuständig ist, appelliert an die Regierung: „Wenn nichts unternommen wird, werden die Gemeinden aufgegeben, und diese Kriminellen werden unser Land übernehmen. Das dürfen wir nicht zulassen.“ Ebenso betont Bischof Dunia: „Diese Vorfälle ereignen sich nicht nur im Seminar.“

„Die Regierung weiß, wie sie damit umgehen muss – sie verfügt über die Informationen und die Ressourcen –, aber sie muss handeln.“

Missliche Lage

Für den Bischof von Auchi ist die missliche Lage seines Landes auf die Versäumnisse der Landespolitik zurückzuführen und nicht auf den Dschihadismus. Er äußert sich wie folgt: „Zwischen den Bundesstaaten Edo und Kogi erstreckt sich ein riesiger Wald, in dem sich diese Kriminellen verstecken und ihre Angriffe starten. Die Regierung weiß, wie sie damit umgehen muss – sie verfügt über die Informationen und die Ressourcen –, aber sie muss handeln.“ Für ihn sind es also nicht die islamistischen Terroristen, sondern Kriminelle, die ihn und die Bevölkerung bedrohen. Der Süden Nigerias ist hauptsächlich von Christen bewohnt, während der Norden von Muslimen besiedelt ist. Es kommt zu solchen Entführungen und Morden demnach in allen Teilen des Landes.

Nigeria ist gespalten – nicht nur in religiöser Hinsicht, sondern auch in der Frage, wie ein internationales Eingreifen durch den US-Präsidenten die Verhältnisse des Landes verändern würde. Die alleinige Bekämpfung des Islams, wie sie US-Präsident Trump fordert, würde die Probleme der Christen in Nigeria – ebenso wie die der Muslime – nicht grundlegend lösen.

(aciafrica/vatican news – bl)

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06. November 2025, 14:28