Gaza City am 16. September 2025 Gaza City am 16. September 2025 

Gaza-Stadt im Krieg: „Die meisten wollen nicht gehen“

Der katholische Pfarrer von Gaza, Gabriel Romanelli, hat die die Lage im Kriegsgebiet als „durchgehend sehr ernst“ geschildert. Viele Stadtteile seien bereits evakuiert worden, aber „der Großteil der Bevölkerung will nicht gehen, weil sie bereits Erfahrungen mit der Vertreibung gemacht hat“, erklärte Pater Romanelli am Dienstag (16.9.).

Romanelli äußerte sich in einem Video für die katholische italienische Nachrichtenagentur „Sir". Israel hatte am Montagabend eine umfangreiche Operation gegen Gaza-Stadt gestartet und flog massive Luftangriffe auf die vermutete Infrastruktur der Hamas. Bewohner sind aufgefordert, die Stadt zu räumen und sich in den südlichen Gazastreifen zu begeben.

„Im Westen und Nordwesten der Stadt finden sehr intensive Militäroperationen statt, vor allem nachts ist viel Beschuss zu hören“, so der einzige katholische Geistliche in Gaza. Ähnlich äußerte er sich anschließend auch gegenüber Vatican News. Die Pfarrei selbst sei vorerst nicht betroffen, so der Priester. Sie liegt im Osten der Stadt, wo die Lage derzeit weniger kritisch erscheint. Auf dem Pfarreigelände leben etwa 450 Menschen, vor allem Alte, Kinder, Familien und Kranke. Allerdings seien „in der ganzen Stadt Trauer und Angst zu spüren.“ 

Zu Beginn des Krieges verließen 700.000 Menschen die Stadt. „Doch die Bombardierungen gehen überall weiter: im Norden, im Süden und im Zentrum. Häuser und Zelte werden zerstört, Menschenleben gehen verloren“, berichtete der Pfarrer nun aus Gaza. Er bat erneut um Gebet für den Frieden, „dass der Herr diesem Teil des Heiligen Landes – und dem gesamten Heiligen Land – eine Zeit ohne Krieg schenke.”

Wie der Geistliche später gegenüber Vatican News unterstrich, vertraue er weiter auf die Kraft des Gebetes. Die Gemeinde bete gemeinsam für Frieden, während die israelische Offensive auf Gaza weiter geht. „Man ist nirgendwo sicher. Jeden Tag fallen mehr Bomben, und jeden Tag gibt es mehr Zerstörungen, mehr Tote, mehr Menschen, die unter den Trümmern vermisst werden und mehr Verletzte", so P. Romanelli in einem Gespräch mit uns.

Hier zum Nachhören

Papst Leo XIV. regelmäßig in Kontakt mit der Pfarrei

So wie bereits Papst Franziskus ist auch sein Nachfolger, Papst Leo XIV., in regelmäßigem Kontakt mit der einzigen katholischen Pfarrei in Gaza. Diesen Dienstag telefonierte Papst Leo aus Castel Gandolfo mit Romanelli.* Und erst jüngst war das katholische Kirchenoberhaupt in Sorge, weil es den Pfarrer nicht erreichte - es war aber alles in Ordnung, sagte Romanelli am 10. September in einem Video-Statement für die vatikanischen Medien. Er habe auf den Anruf  aus Rom zunächst nicht antworten können, da gerade eine lange und feierliche Liturgie in der Kirche gefeiert wurde:

„Es ist nicht das erste Mal (dass uns der Papst anruft, Anm.), und er verfolgt die ganze Situation stets aus nächster Nähe. Er ist sehr engagiert, für ein Ende dieses Krieges zu arbeiten und zu beten. Deshalb sendet er seinen Segen an alle, an den ganzen Gazastreifen, an die gesamte Pfarrgemeinde“, so der Priester in seinem Video-Statement für Vatican News vor einigen Tagen. „Es ist eine große Freude, mit dem Heiligen Vater, mit Papst Leo, in Kontakt zu sein. Er wollte wissen, wie es uns geht. Nun, wir haben ihm gesagt, dass es uns gut geht, dass die Lage jedoch weiterhin schwierig ist.“

Die katholische Pfarrei „Heilige Familie" in Gaza-Stadt war am 17. Juli 2025 bei einem Angriff getroffen worden - nach israelischen Armeeangaben versehentlich durch vom Kurs abgewichene Munition. Bei dem Einschlag auf dem Pfarrgelände wurden laut Kirchenangaben drei Menschen getötet und zehn weitere teils schwer verletzt. Auch Pfarrer Romanelli war verletzt worden. 

*aktualisiert 17.46 Uhr 

(sir/vatican news – gs)

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16. September 2025, 11:15