Suche

Cookie Policy
The portal Vatican News uses technical or similar cookies to make navigation easier and guarantee the use of the services. Furthermore, technical and analysis cookies from third parties may be used. If you want to know more click here. By closing this banner you consent to the use of cookies.
I AGREE
In der Mensa des römischen Centro Astalli - Aufnahme von 2021 In der Mensa des römischen Centro Astalli - Aufnahme von 2021  (Francesca Napoli)

Migranten: Nicht Zahlen, sondern Menschen

In Italien ist das Thema Migranten in der Politik genauso heftig umstritten wie in Deutschland. Jetzt hat der Jesuiten-Hilfsdienst für Flüchtlinge in Italien seinen Jahresbericht vorgestellt. Tenor: Restriktive Politik bringt nichts, stattdessen müsste man mehr für Integration tun.

„Wir können im Jahr 2025 nicht akzeptieren, dass Menschen wie Abfall behandelt werden – sie sind alle Brüder und Schwestern, die Aufnahme, Respekt und Würde verdienen.“ Das sagte der Generalvikar für das Bistum Rom, Kardinal Baldassare Reina, bei der Vorstellung des Jahresberichts des „Centro Astalli“. Diese Einrichtung der Jesuiten befindet sich in der Altstadt von Rom, doch der Bericht gibt auch einen Überblick darüber, was der Orden für Migranten in anderen italienischen Städten tut, von Bologna im Norden bis Palermo im Süden.

„Es gibt eine sehr starke Nachfrage nach Aufnahme; die allgemeine Weltlage ist sicherlich nicht hilfreich. Wir alle hören jeden Tag, was in verschiedenen Regionen der Welt geschieht, angefangen von Kriegen über Hungersnöte bis hin zu Naturkatastrophen. All das fordert uns heraus: Als Italien, als westliche Gesellschaft, können wir die Augen nicht verschließen. Es ist ein Problem, das auf Antworten wartet.“

  (Francesca Napoli)

Wunden an den Körpern - und in den Köpfen

Die Antworten, die die Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni auf die Migrantenkrise gibt, schmecken der Kirche allerdings ganz und gar nicht. Meloni setzt auf die Auslagerung vieler Asylverfahren nach Albanien und verspricht sich davon eine abschreckende Wirkung auf Menschenschmuggler. Das macht Migranten noch „vulnerabler“, sagt Pater Camillo Ripamonti, Präsident des Centro Astalli.

„Die Reisen, die diese Menschen hinter sich haben, werden immer komplizierter. Sie tragen Wunden an ihren Körpern und auch in ihren Köpfen davon. Derweil wird die Integration in den letzten Jahren ein wenig vernachlässigt. Aber wenn man vergisst, dass die Aufnahme mit der Integration einhergehen muss, besteht die Gefahr, dass das zum Bumerang wird.“ Die jüngsten Regelungen in Europa, vor allem der im Mai letzten Jahres vom Europäischen Rat verabschiedete Pakt zu Migration und Asyl, erschwert nach Ansicht des Jesuiten die Anerkennungsverfahren für Migranten.

„Die beschleunigten Verfahren an den Grenzen erhöhen die Willkür bei der Gewährung des Asylrechts“

„Die beschleunigten Verfahren an den Grenzen erhöhen die Willkür bei der Gewährung des Asylrechts und auch die Willkür bei der Inhaftierung dieser Menschen in, sagen wir, administrativen Haftanstalten. Diese Politik ist etwas restriktiv; sie hilft nicht, in die Zukunft zu blicken, indem sie die Migration in die Politik der verschiedenen Länder einbezieht.“

Eigentlich sind Migranten und die Arbeit mit ihnen ein Zeichen der Hoffnung, sagt Ripamonti. Man könne sich fragen, „ob wir dieser Hoffnung nicht immer wieder im Weg stehen“. Das „Centro Astalli“ führt Projekte an weiterführenden Schulen durch. Sie heißen „Finestre“ und „Incontri“, „Fenster“ und „Begegnungen“. Einer, der für die Projekte häufig vor Schulklassen steht, ist Cedric aus dem Kongo.

  (Francesca Napoli)
Zum Nachhören: Wie Jesuiten in Italien Migranten helfen - Radio Vatikan

Cedric und die Schulklassen

„Ich habe früher als Schauspieler im Kongo gearbeitet. Dann musste ich fliehen, nachdem ich an einem Projekt in Zusammenarbeit mit Unicef teilgenommen hatte - einem Filmprojekt, das die Gewalt von Polizisten im Kongo gegenüber weiblichen Gefangenen anprangerte. Hier in Italien habe ich das Zentrum Astalli durch einen Freund kennengelernt. Ich will meine Erfahrungen weitergeben, denn ich habe gesehen, dass sich viele Menschen beim Thema Migration manchmal irgendetwas einbilden, vielleicht weil sie fernsehen oder Zeitungen lesen, aber wenn sie einen echten Migranten treffen, ist das etwas ganz anderes. Darum gehe ich in Schulen und erzähle von meinem Weg der Immigration und der Flucht…“

Cedric will Stereotypen abbauen und dem anonym-abstrakten Phänomen der Migration durch konkrete Gesichter und Geschichten das Bedrohliche nehmen. „Wir sprechen oft über Zahlen: 100, 50, 500 Migranten sind gekommen. Aber das sind 500 Geschichten, 500 Gründe, 500 verschiedene Geschichten. Jeder hat seine eigene Erfahrung. Das ist, wie wenn man sagt ‚Afrika‘ – so als ob das ein einziges Land wäre. Dabei besteht Afrika aus über fünfzig Ländern, und jedes davon hat seine eigene Kultur, seine Diversität, seine Sprachen…“

  (Francesca Napoli)

Das „Centro Astalli“ in Rom hat im Jahr 2024 etwa 24.000 Bedürftige erreicht, davon 11.000 in Rom. Zu seinem Netzwerk gehören 803 Freiwillige. Die Mensa gab letztes Jahr über 65.000 Mahlzeiten an mehr als 2.500 Menschen aus; das Gesundheitszentrum stellte fast 10.000 rezeptfreie Medikamente zur Verfügung.

Die Interviews für diesen Beitrag führte Beatrice Guarrera vom italienischen Programm von Vatican News.

(vatican news – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

10. April 2025, 11:05
<Zurück
April 2025
MoDiMiDoFrSaSo
 123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
282930    
Vor>
Mai 2025
MoDiMiDoFrSaSo
   1234
567891011
12131415161718
19202122232425
262728293031