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Panel beim Workshop Rebuilding Lebanon am 10. April 2025 (c) Order of Malta Panel beim Workshop Rebuilding Lebanon am 10. April 2025 (c) Order of Malta 

Wiederaufbau im Libanon: Malteserorden will „Teil der Lösung" sein

Der Libanon in seiner aktuellen schwierigen Transitionsphase muss unterstützt werden – darin waren sich alle Teilnehmer an der internationalen Konferenz „Wiederaufbau des Libanons - Bewahrung seiner religiösen und kulturellen Vielfalt“ einig. Der hochkarätig besetzte Workshop, der in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl und beim Malteserorden organisiert wurde, fand am Donnerstagnachmittag am Sitz des Malteserordens in Rom statt.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Eröffnet wurde die Konferenz durch eine Videobotschaft des neuen libanesischen Staatspräsidenten Joseph Aoun, ein Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens, das die mittlerweile 70-jährige Arbeit des Malteserordens im Libanon genießt. In seiner Botschaft betonte der General, dass er Libanon am Scheideweg stehe. Die jüngsten Entwicklungen ließen jedoch die Hoffnung auf Frieden und Stabilität in der Region zu. Besonders würdigte der Staatspräsident den Einsatz des Malteserordens, der über den humanitären Einsatz hinausgehe und einen gesellschaftsübergreifenden Dialog fördere. Auch der deutschen Regierung dankte der Präsident für die großzügige Unterstützung zahlreicher humanitärer Projekte, von denen jedes einzelne dazu beitrage, „die Menschen an ihr Land zu binden“.

Hier der Beitrag zum Nachhören

Religiöse und kulturelle Vielfalt erhalten

Der Malteserorden ist im Libanon mit seinen 18 religiösen Gruppen besonders aktiv und bietet seine Hilfe unabhängig vom Glauben der Hilfesuchenden an. Gerade die religiöse und kulturelle Vielfalt des Libanon sei das Herzstück seiner nationalen Identität und eine Säule der regionalen Stabilität, erinnerte Aoun. Dieser religiöse Pluralismus müsse erhalten werden, so der Staatspräsident, der damit eine zentrale Charakteristik seines Landes ansprach, die auch für den Malteserorden eine ausschlaggebende Komponente bei der Fokussierung auf das Land im Nahen Osten ist, das für den Frieden und die Stabilität in der Region eine zentrale Rolle spielt.

Es folgten eine Vorstellung der Aktivitäten des Malteserordens im Libanon und in einem dritten Teil eine Podiumsdiskussion, an der auch Kardinal Claudio Gugerotti, Präfekt des Dikasteriums für die Ostkirchen, teilnahm.

Zahlreiche Unterstützer und Interessierte waren der Einladung gefolgt
Zahlreiche Unterstützer und Interessierte waren der Einladung gefolgt

An den Ursprüngen des Ordens

„Der Malteserorden hat seit langer Zeit einen Fokus in spezielle Krisenregionen der Welt“, erläuterte gegenüber Radio Vatikan am Rand der Veranstaltung Josef D. Blotz, der Großhospitalier des Ordens. Darunter fielen derzeit insbesondere auch die Ukraine und in Gaza. Doch der Libanon sei „ein ganz besonderer Fall“:

„Wir sind ein Global Player, aber wir sind besonders interessiert an Hilfe für Bedürftige und Kranke in einer Region, die gar nicht so weit entfernt ist von den Ursprüngen des Ordens. Der Libanon ist letztlich ein Teil des Heiligen Landes und da ist der Bedarf, Kranke und Hilfsbedürftige zu unterstützen, enorm. Er ist im Grunde genommen noch größer geworden über all die Jahre durch die Probleme, mit denen der Libanon zu kämpfen hat.“

Das Land ist insbesondere in den letzten Jahren durch schwere Krisen geschüttelt worden, sei es politischer und finanzieller Art, rund 80 Prozent der Libanesen leben in Armut und immer noch beherbergt das kleine Land rund zwei Millionen syrische Flüchtlinge. Grund genug, dort besonders intensiv zu helfen, doch auch die Einsatzbereitschaft einzelner Menschen vor Ort und eine vor 25 Jahren durch Malteser aus Deutschland eingeführte humanitäre Initiative habe zu der besonders gelungenen Zusammenarbeit auch mit der deutschen Regierung beigetragen.

Der Großhospitalier beim Malteserorden, Josef D. Blotz
Der Großhospitalier beim Malteserorden, Josef D. Blotz

Ein Vorzeigemodell

„Es hat immer was mit Persönlichkeiten zu tun, die sich seit vielen Jahren unglaublich intensiv und selbstlos einsetzen“, meint Blotz. Gerade im Libanon sei man auf Mitarbeiter, Unterstützer und Ordensmitglieder getroffen, die dies genauso gesehen hätten: „Es klappt unglaublich gut. Und das hat wiederum Synergien geweckt. Das ist im Libanon so gut gelaufen wie nirgendwo sonst und darauf sind wir auch besonders stolz. Das hat einen ganz besonders großen eigenen Wert, der letztlich auch dazu geführt hat, dass wir diese Konferenz veranstaltet haben, um den Libanon als ein Modell für die Region vorzustellen.“

Dass nun eine neue Regierung angetreten sei, mache die humanitäre Arbeit des Ordens sicherlich leichter, auch wenn er politisch auf jeden Fall – und entsprechend der Ordensprämisse - neutral bleiben müsse, unterstreicht Blotz:

„Das ist ganz wichtig, um arbeiten zu können. Aber indem wir mit unserer humanitären und karitativen Hilfe etwas für das Land tun, haben wir auch eine stabilisierende Wirkung in die Gesellschaft hinein und damit letztlich auch auf die Politik. Wir können damit die Probleme, die vielfältigen großen Probleme, die das Land hat, nicht lösen. Wir können das Land nicht retten, aber wir können ein Rettungsassistent sein. Bei der Befriedung des Landes, beim Adressieren der humanitären Bedürfnisse, die einfach riesig sind. Wir wollen dort Teil der Lösung sein und wir sind es auch. Und da machen wir weiter. Was auch immer es kosten mag.“

„Wir wollen dort Teil der Lösung sein und wir sind es auch“

Ein wichtiger Partner bei dieser Aufgabe für den Malteserorden ist seit vielen Jahren Deutschland. Auf dem Podium bei der Veranstaltung saß als Vertreter der Bundesrepublik auch Botschafter Tobias Tunkel, Direktor für Nah- und Mittelost sowie Nordafrika im Auswärtigen Amt. Er betonte gegenüber Radio Vatikan, dass der Libanon ein bedeutender Akteur für die regionale Stabilität sei:

„Wir haben in der Vergangenheit leider zu oft gesehen, wie sehr die eine ganze Region in Instabilität und Krise gestürzt werden kann, wenn der Libanon schwankt. Und gerade jetzt, der letzte Krieg mit fürchterlichen Opfern hat uns gezeigt, dass es wichtig ist, den Libanon wieder in die Lage zu versetzen, ein eigener, stabiler Staat zu sein, der seine Grenzen sichern kann.“

Tobias Tunkel am Rand der Veranstaltung
Tobias Tunkel am Rand der Veranstaltung

Geschwächte Hisbollah als Chance

Um dies zu erreichen erhalten, müssten die politischen und religiösen Akteure im Land ihre manchmal an den Tag gelegte „Tendenz zu selbstzerstörerischem Verhalten“ überwinden und schädliche äußere Einflüsse abschütteln, die den Aufbau des Landes schon lange behindert hätten, so Tunkel.

„Nicht zuletzt auch die Hisbollah, die von Libanon aus Israel immer wieder angegriffen hat und die jetzt geschwächt werden konnte, muss am Ende vom Staat Libanon in Schach gehalten werden. Die Hisbollah hat im Übrigen nicht nur immer wieder Israel angegriffen, sie hat auch den Libanon von innen ausgehöhlt und geschwächt und korrumpiert. Und wir haben jetzt die Gelegenheit, das abzustellen. Wir haben einen neuen Präsidenten im Libanon, wir haben eine neue Regierung im Libanon, und wir werden alles dafür tun, den Libanesen dabei zu helfen, jetzt den Wiederaufbau ihres Staates und von funktionierenden staatlichen Institutionen zu schaffen.“

Der Malteserorden sei in dieser Perspektive ein besonders geeigneter Partner, betont Tunkel:

„Der Malteserorden ist seit Jahrzehnten im Libanon sehr aktiv und macht fantastische humanitäre Projekte. Er hat ein großes Netzwerk im ganzen Land und unterstützt den Staat Libanon dabei, humanitäre Grunddienstleistungen zu erbringen. Und das unterstützen wir selbstverständlich. Leider Gottes ist in vielen Teilen des Libanon noch humanitäre Hilfe und Wiederaufbauhilfe notwendig. Das kann nur mit Unterstützung von privaten Organisationen wie dem Malteser Hilfsdienst oder dem Malteserorden geschehen. Insofern sind wir froh, dass wir den Orden haben und dort unterstützen können.“

Der Großkanzler des Malteserordens, Riccardo Paternò di Montecupo
Der Großkanzler des Malteserordens, Riccardo Paternò di Montecupo

Vertrauensvolle Zusammenarbeit

Ähnlich äußerte sich der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl und beim Malteserorden, Bernhard Kotsch, der die internationale Konferenz mitorganisiert hatte, in seiner Eröffnungsansprache: „Die Bundesrepublik Deutschland und der Souveräne Malteserorden arbeiten seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen, um Leid und Not in der Welt durch humanitäre Hilfe zu lindern. Gerade unsere gemeinsamen Aktivitäten zur Unterstützung der notleidenden Bevölkerung im Libanon zeigen den Erfolg dieser Zusammenarbeit“, so Botschafter Kotsch.

Wie der Großkanzler des Malteserordens, Riccardo Paternò di Montecupo, hervorhob, gelte es, die Pluralität des Libanon unter allen Umständen zu erhalten. Es sei ein Land, das in seiner Vielfalt, Resilienz und friedlichen Koexistenz verschiedener religiöser Konfessionen beispielhaft sei. „Jedes wiedereröffnete medizinische Zentrum, jeder ausgebildete Arzt, jeder behandelte Patient, jede installierte Kompostierungsanlage ist ein Samen des Friedens, der in einen schwierigen, aber fruchtbaren Boden gepflanzt wird“, so der Großkanzler.

Dem stimmte Kardinal Claudio Gugerotti zu. Der Präfekt des Dikasteriums für Ostkirchen unterstrich in seinem Beitrag auf dem Podium, dass der Libanon ein bedeutendes „Symbol“ darstelle: „Diese Gemeinschaft der Vielfalt ist wichtig, weil sie einzigartig ist: Sie ist ein universelles Modell. Solange sie funktioniert, ist sie ein greifbares Zeichen dafür, dass das Unmögliche möglich ist, dass also das Zusammenleben, das wir uns in jeder Hinsicht wünschen – und das im Moment alles andere als garantiert scheint – in der Geschichte stattgefunden hat.“ Christen seien im Libanon gleichberechtigt, was eine Ausnahme in der Region darstelle. Ihr Verlust hieße, einen Teil der kirchlichen Identität zu verlieren, der nicht ersetzt werden könne, so Gugerotti. Dem Vatikan sei es deshalb ein besonderes Anliegen, die Christen in der Region zu unterstützen, um ihnen eine Perspektive für den Verbleib im Land zu geben.

Der landwirtschaftliche Berater der libanesischen Assoziation, Elias Ghadban
Der landwirtschaftliche Berater der libanesischen Assoziation, Elias Ghadban

Fokus auf agro-humanitäre Programme

Unter den vorgestellten Aktivitäten des Malteserordens im Libanon nahm breiten Raum das auch mit deutscher Unterstützung aufgesetzte agro-humanitäre Programm ein, das in Zusammenarbeit zwischen dem Malteserorden und seiner internationalen Hilfsorganisation, Malteser International, durchgeführt wird. Mangelndes Augenmerk auf den landwirtschaftlichen Sektor in den vergangenen Jahren habe dazu geführt, dass zahlreiche Lebensmittel importiert werden müssten, was den Libanon anfällig für Preisschwankungen auf dem Weltmarkt gemacht werde, erläuterte der landwirtschaftliche Berater der libanesischen Assoziation, Elias Ghadban. Hier anzusetzen, heiße nicht nur, wirtschaftliche Hilfe zu leisten, sondern auch für das soziale Gefüge zu arbeiten. Ein Programmvolumen von 8 Millionen Euro solle auf 40 Millionen Euro angehoben werden, um Farmer im gesamten Land mit Wissensweitergabe und zum Selbstpreis abgegebenen Pflanzlinge zu unterstützen und ihnen damit dabei zu helfen, eine nachhaltige Produktionskette zu schaffen.

Weitere Redner bei der Konferenz waren die Botschafterin des Malteserordens im Libanon, Maria Emerica Cortese, die Direktorin für Entwicklung und Kommunikation der libanesischen Assoziation des Ordens, Oumayma Farah, sowie der Direktor für Programme und Operationen von Malteser International, Kees Zevenbergen.

Auf dem Podium, das durch den EWTN-Journalisten Elias Turk moderiert wurde, saßen neben Kardinal Gugerotti und Tobias Tunkel auch Ghady El Khoury, Chargé d’Affaires a.i. der libanesischen Botschaft beim Malteserorden, und Marwan Sehnaoui, Präsident der libanesischen Assoziation des Malteserordens, der maßgeblich bei der Implementierung der heute zahlreichen Projekte des Malteserordens im Libanon mitgewirkt hatte.

Der Malteserorden im Libanon 

Die Libanesische Assoziation des Malteserordens (auch bekannt als Malteserorden im Libanon) setzt sich seit Jahrzehnten für die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen des Landes ein, unabhängig von ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit. Über ein Netz von 60 Projekten und Programmen, darunter 11 Gesundheitszentren, 11 mobile medizinische Einheiten, 7 agro-humanitäre Zentren, 3 mobile Gemeinschaftsküchen, 2 Aufnahmezentren für Menschen mit Behinderungen und zahlreiche weitere Programme, leistet der Malteserorden im Libanon medizinische, soziale und landwirtschaftliche Hilfe für die Ärmsten der Armen. Der Malteserorden ist unpolitisch, neutral und unparteiisch und stützt sich auf die Prinzipien der Würde, der Solidarität und des Dienstes. Seine Mission geht über die Nothilfe hinaus und zielt auf die Förderung der Widerstandsfähigkeit und der langfristigen Eingliederung.

(vatican news)

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