„Brücken finden“: Tagung zu Religion und sozialem Zusammenhalt
Joseph Tulloch – Vatikanstadt
Wie können Religionen zusammenarbeiten, um sozialen Zusammenhalt und Klimagerechtigkeit zu fördern? Um diese Frage kreiste die Tagung „Gemeinsame Horizonte - Interreligiöse Wege zu sozialem Zusammenhalt und Klimagerechtigkeit in Europa“, die vom 8. bis 9. April an der Päpstlichen Universität Antonianum in Rom stattfand.
Kardinal George Koovakad, neu ernannter Präfekt des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog, zitierte die Feststellung von Papst Benedikt XVI., dass die Globalisierung uns zwar zu „Nachbarn“, aber nicht zu „Brüdern“ gemacht habe. Auch der bloße Glaube an Gott reiche nicht aus, um uns für die Bedürfnisse unseres Planeten oder unserer Mitmenschen zu sensibilisieren, betonte er. Vielmehr brauche man eine Spiritualität und einen Lebensstil, der dem „technokratischen Paradigma“ widerstehen könne.
Botschafter António de Almeida-Ribeiro, amtierender Generalsekretär des internationalen Dialogzentrums KAICIID, hob in seinem Beitrag die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen religiösen und säkularen Institutionen hervor. Während Religionen soziale Netzwerke und jahrhundertealte Weisheit anböten, könnten politische Entscheidungsträger einen Rahmen bieten, dies in konstruktive politische Vorschläge umzusetzen. Die Wirkung sei „tiefgreifend“, wenn beide Gruppen zusammenarbeiteten, so Almeida-Ribeiro.
Die lutherische Bischöfin Kari Mangrud Alvsvåg, Mitglied der Norwegischen Kirche, ging in ihrem Vortrag auf die Sicht ihrer Landsleute auf die Kirche ein. Umfragen zeigten, dass die Norweger neben der Feier von Eheschließungen, Taufen und Hochzeiten vor allem die Präsenz der Kirche in Zeiten der Not schätzten. Dies sei eine besonders wichtige Rolle für die Religionen in der heutigen Gesellschaft, so der Bischof. Durch Aufbau und Unterstützung von Gemeinschaft könnten religiöse Einrichtungen die „Pandemie der Einsamkeit“ bekämpfen.
Förderung von Dialog - religions- und kulturübergreifend
Maßgeblich organisiert wurde der Austausch vom internationalen Dialogforum KAICIID („König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“), das 2012 als Partnerschaft zwischen Spanien, Portugal, Saudi-Arabien und dem Heiligen Stuhl gegründet wurde. Ziel des Zentrums ist es nach eigenen Angaben, den Dialog und das Verständnis zwischen den verschiedenen Religionen, Kulturen und Nationen zu fördern sowie den Missbrauch der Religion als Rechtfertigung für Gewalt und Verfolgung zu bekämpfen.
Diese Anliegen bekräftigte der Generalsekretär des internationalen Dialogzentrums KAICIID am Rande der römischen Konferenz gegenüber Radio Vatikan. „Dies ist heute mehr denn je absolut wichtig - in einer Welt mit so vielen Problemen, mit Hassreden, Spannungen, Migration, der Notwendigkeit von Inklusion und Respekt vor Diversität.“ Ziel von KAICIID sei, so Botschafter Almeida-Ribeiro, „Brücken zwischen Menschen, Gesellschaften, Kulturen und Religionen zu schlagen, um ein gemeinsames Haus zu bauen, in dem alle leben können“.
„Einzigartige Struktur“
Seine „einzigartige Struktur“ ermögliche es KAICIID, den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen wirksam zu fördern, zeigte sich der Botschafter überzeugt. Dafür arbeite man mit internationalen Institutionen wie den Vereinten Nationen, der Arabischen Liga, der Afrikanischen Union und der Internationalen Organisation für Migration zusammen.
Geleitet wird das KAICIID von einem neunköpfigen multireligiösen Direktorium, dem Vertreterinnen und Vertreter aus Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum angehören. Der Heilige Stuhl ist darin durch Kardinal George Koovakad, den neu ernannten Präfekten des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog, vertreten. KAICIID war seit 2012 in Wien ansässig, verlegte seinen Sitz aber 2021 nach Lissabon. Wegen des saudischen Einflusses in dem Forum gab es von europäischer Seite in der Vergangenheit auch Kritik.
(vatican news – pr)
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