Myanmar/Thailand: Dramatische Lage nach Erdbeben
Bei dem schweren Erdbeben in Myanmar sind nach offiziellen Angaben mindestens 1.000 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 1.700 Menschen seien verletzt worden, berichteten staatliche Medien am Samstag. Besonders betroffen seien die Millionenstadt Mandalay, die Region Sagaing und die Hauptstadt Naypyidaw. Allein durch den Einsturz eines Tempels in Mandalay seien 80 buddhistische Mönche ums Leben gekommen.
Volles Ausmaß noch nicht absehbar
Das volle Ausmaß der Zerstörung ist derzeit gleichwohl noch nicht absehbar. Das Missionswerk Missio Österreich berichtete, Projektpartner gingen von tausenden Todesopfern aus. Zahlreiche Menschen hätten ihr Zuhause verloren und stünden vor dem Nichts. „In Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, sind unzählige Gebäude eingestürzt. Wir befürchten, dass viele Menschen nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden können. Die Menschen sind in Aufruhr. Es herrscht großes Chaos“, berichtete Father Cyprian, der Rektor des von Missio unterstützten Priesterseminars in Yangon, die dramatische Lage.
Father Cyprian versucht, Kontakt zu den umliegenden Diözesen in Myanmar aufzunehmen, um zu erfahren, wo die Hilfe dringend gebraucht wird. Doch die Kommunikation gestaltet sich aufgrund massiver Netzausfälle als äußerst schwierig. Auch Schwester Margret, Missio-Projektpartnerin vor Ort in Yangon, berichtete von den dramatischen Auswirkungen des Erdbebens: „Die Wassertanks sind durch das Erdbeben zerstört worden. Die Menschen haben große Angst.“
Abwesenheit des Staates
„Die Tragödie ist, dass es kaum oder gar keine Hilfe gibt. Wir sehen viel Solidarität unter den Menschen, aber wir registrieren die völlige Abwesenheit des Staates", berichtete eine Quelle der Agentur Fides aus der katholischen Gemeinde Mandalay in der Nähe von Sagaing, wo das Erdbeben vom 28. März die größten Schäden angerichtet hat. „Das Gebiet von Sagaing, dem Epizentrum des Erdbebens, gehört zu den Gebieten, in denen die Auseinandersetzungen aufgrund des anhaltenden Bürgerkriegs am stärksten sind. In der allgemeinen Instabilität gibt es keine organisierte Hilfe für die Opfer.“
In den nicht von der Armee kontrollierten Gebieten, den so genannten „befreiten Gebieten“, gebe es keine funktionierenden zivilen Institutionen, so dass alles dem guten Willen der Bevölkerung oder der Organisation der Gemeinschaften und Armeen der ethnischen Minderheiten überlassen bleibe. In den von der Junta kontrollierten Gebieten seien einige Feuerwehren in der Hauptstadt Naypyidaw und in Mandalay im Einsatz, wo mehrere mehrstöckige Gebäude eingestürzt sind, aber viele andere Gebiete seien völlig sich selbst überlassen. „Der Staat ist völlig desinteressiert an den Bürgern, ihrem Zustand und ihrem Wohlergehen“, so die Quelle gegenüber Fides, die aus Sicherheitsgründen um Anonymität bittet.
Gemeinden mobilisieren Hilfe
In den Straßen von Mandalay kam es im Zuge des Bebens zu panischen Szenen, bei denen die Menschen auf freie Flächen rannten, um ihr Leben zu retten. Die Erschütterungen waren auch im benachbarten Thailand, in Laos, Vietnam und in der angrenzenden chinesischen Region Yunnan zu spüren. Offizielle Zahlen zu Opfern und Schäden liegen nicht vor. Die regierende Militärjunta hat inzwischen in sechs Regionen den Notstand ausgerufen und die internationale Gemeinschaft um humanitäre Hilfe gebeten. Die Junta hat die Schließung der Flughäfen in der Hauptstadt Naypyidaw und Yangon angeordnet.
Die „Alte Sagaing-Brücke“, die vor 91 Jahren vom britischen Empire über den Irrawaddy-Fluss gebaut wurde, ist eingestürzt. Auch mehrere katholische Kirchen in Mandalay wurden beschädigt. Viele Gemeinden in Mandalay, Naypyidaw, Yangon und Taunggyi unterbrachen die liturgischen Feiern und mobilisierten die Gläubigen mit Gesten der Solidarität für diejenigen, die obdachlos geworden waren.
Missio-Spendenaufruf
„Wir bitten dringend um Hilfe, damit wir die vielen Opfer dieses verheerenden Erdbebens bestmöglich versorgen können. Jede Unterstützung zählt“, verwies der österreichische Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner auf die Möglichkeit von Spenden für die Opfer. Die kirchlichen Projektpartner vor Ort kümmern sich um die Opfer der Katastrophe und bitten dringend um Unterstützung, um lebensnotwendige Güter wie Lebensmittel und Medikamente bereitzustellen. Zahlreiche Menschen haben alles verloren und kämpfen ums Überleben.
Papst Franziskus hatte am Freitag sein Gebet für die Opfer versichtert.
(pm/fides - pr)
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