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Die Wallfahrer in Juazeiro do Norte Die Wallfahrer in Juazeiro do Norte 

Brasilien: Die Wallfahrt der Armen

Seit dem 20. März strömen in Brasilien wieder hunderttausende Pilger zur Mater Dolorosa nach Juazeiro do Norte.

Károly Koller – Brasilien

Begründet wurde die Wallfahrt Ende des 19. Jahrhunderts von einem Priester namens Cícero Romão Batista, der sich dort den Ärmsten der Armen widmete und der bis heute von vielen als heilig verehrt wird. Die Stadt im Nordosten Brasiliens gilt als einer der größten Wallfahrtsorte des Landes - und als Pilgerstätte der Armen.

„Ich komme, weil es mich hierher zieht: zu Padre Cícero und zur Mutter Gottes“, sagt uns Eloi Alves de Santana. „Wenn die Wallfahrt naht, fallen mir die Marienlieder ein, dann kommt die Sehnsucht, und ich muss einfach los nach Juazeiro!“ Eloi ist einer von rund 2 Millionen Pilgern, die jedes Jahr nach Juazeiro do Norte kommen.

„Die meisten Wallfahrer sind Nachfahren von Indigenen und afrikanischen Sklaven“

Die meisten Wallfahrer sind Kleinbauern, Tagelöhner, Hilfsarbeiter: Nachfahren von Indigenen und afrikanischen Sklaven, erklärt der Leiter der Basilika, Pfarrer Cícero José da Silva. Er kennt wie kaum ein anderer die Nöte und Hoffnungen seiner Pilger. „Es sind Menschen, die ums tägliche Überleben kämpfen. Ihr Alltag ist geprägt von kargen Böden und langen Dürreperioden. Aber sie sind dennoch voller Hoffnung, stets zu einem Neuanfang bereit.“

Zum Pastoralteam der Basilika gehört auch José Carlos dos Santos. Er ist Dozent an der Regionalen Universität Cariri und forscht seit vielen Jahren zur Geschichte der Wallfahrt in Juazeiro. „1872 ließ sich hier ein junger Priester namens Cícero nieder und nahm sich der Menschen an. Er ermutigte sie zum christlichen Leben, aber er half auch ganz praktisch: zeigte mittellosen Familien, wo sie einen Acker anlegen konnten, oder wie man ein Gewerbe eröffnet. Er schlichtete Streit und gab Rat, wo er konnte. Das zog die Leute an.“

„Sie ist meine Mutter“

Damals war Juazeiro ein kleines Dorf mit einer halb verfallenen Kapelle. Diese war bereits der Mãe das Dores, der Mater Dolorosa geweiht. „Padre Cícero‟, wie er von den Menschen liebevoll genannt wird, baute sie mit Hilfe der Bewohner wieder auf und förderte unter den Menschen, die immer zahlreicher zu ihm strömten, die Verehrung der Heiligen.

„Sie ist meine Mutter”, erklärt Maria Zilma. “Denn meine leibliche Mutter ist früh gestorben, meine Pflegemama lebt auch nicht mehr. Jetzt ist sie meine Mutter im Himmel.“ Maria Zilma ist eine von etwa 30.000 Pilgern, die sich heute Abend auf dem Vorplatz der Basilika zur Litanei der Mãe das Dores versammelt haben. Der Feldaltar zu Füßen der Kirche ist reich mit Blumen geschmückt.

Die Marienstatue von Juazeiro
Die Marienstatue von Juazeiro
Brasilien: Die Wallfahrt der Armen - ein Bericht von Radio-Vatikan-Korrespondent Karoly Koller

Konflikte mit der Kirchenleitung

Viele der Anwesenden tragen schwarze Gewänder: Zeichen eines Gelübdes oder des Danks für eine erhaltene Gnade. So auch Maria Zilma. „Hier fühle ich Frieden, fast wie im Himmel. Ich bete Rosenkranz, schaue zur Mutter Gottes und bin dankbar, hier zu sein.“

Diese Freude war für die Pilger nicht immer ungetrübt. Lange Zeit versuchten die Bischöfe, die Wallfahrt zu verbieten. Der Konflikt entzündete sich 1889. Als während des Gottesdienstes am 1. März Padre Cícero einer Frau namens Maria de Araújo die Kommunion spendete, verwandelte sich die Hostie in Blut. Die Kirche erkannte das nicht als Wunder an und suspendierte Padre Cícero.

Statue von Padre Cícero (Foto: Allan Patrick)
Statue von Padre Cícero (Foto: Allan Patrick)

Die Marienstatue mit einem Seil festgebunden

Für José Carlos dos Santos waren die Ursachen für diese Ablehnung zeitbedingt. „Da stießen unterschiedliche Auffassungen von Kirche aufeinander. Die Volksfrömmigkeit war dem Bischof ein Dorn im Auge. Zugleich geriet Padre Cícero zwischen die Frontlinien konkurrierender politischer Mächte.“

Von der Kirche verurteilt, von Politikern als Fanatiker abgestempelt, kamen die Pilger trotzdem. Die Wallfahrten ebbten auch nach dem Tod von Padre Cícero nicht ab, obwohl die Kirche 20 Jahre verschlossen blieb. Als der Bischof die Statue der Mutter Gottes vom Altar der Gnadenkirche entfernen lassen wollte, banden die Menschen sie mit einem Seil fest.

„Was von Gott kommt, bleibt bestehen“

Das alles prägte tief die Beziehung zwischen den Pilgern und ihrem Heiligen, meint José Carlos dos Santos. „Eine Pilgerin sagte einmal: ‚Padre Cícero ist ein Heiliger der Sonne! Er wohnt nicht im Schatten der kühlen Kirche, sondern steht mit uns draußen. Er erträgt mit uns Hitze und Kälte, Wind und Wetter. Deshalb kann er uns so gut verstehen‘.“

Die Beharrlichkeit dieser Menschen führte schließlich auch in der Kirchenleitung zu einem Umdenken. Seit 2022 läuft das Verfahren zur Seligsprechung Padre Cíceros. Sein heutiger Nachfolger, Pfarrer Cícero José da Silva, ist zuversichtlich. „Bei uns im Nordosten sagt man: Was von Gott kommt, bleibt bestehen. Wenn 90 Jahre nach dem Tod Padre Cíceros die Wallfahrt noch immer weiter wächst, dann weil sie von Gott ist.“

Ein Lied für den Papst

Für die Pilgerin Perolina Joana da Silva Lins ist Padre Cícero jetzt schon heilig. Dennoch sehnt sie sich nach der Bestätigung der Kirche. Sie hat sogar ein Lied verfasst, mit dem sie den Papst bittet, Padre Cícero endlich heilig zu sprechen…

(vatican news)
 

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