Bangladesch: Hilfe sinkt, Hunger steigt
Das Welternährungsprogramm hatte angekündigt, ab April die Nahrungsmittelhilfe um mehr als die Hälfte zu kürzen, wenn keine schnelle finanzielle Lösung gefunden wird. Für rund eine Million Rohingya, die aus dem Nachbarland Myanmar fliehen mussten, wird die Lage damit „lebensbedrohlich“.
„Die Situation verschlechtert sich rapide. Wenn wir eine große humanitäre Krise in den Camps verhindern wollen, sind schnelle Schritte für mehr finanzielle Hilfe notwendig“, erklärt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. „Die Weltgemeinschaft darf Geflüchtete und aufnehmende Gemeinden in der Not nicht allein lassen.“
Verschärfend komme hinzu, dass die US-Administration mit dem Zahlungsstopp von USAID im Februar umgerechnet rund elf Millionen Euro vor allem für nationale Hilfsorganisationen eingefroren hat, was deren begleitende Hilfsaktivitäten betrifft. „Kürzungen und ein Einfrieren der Hilfe sind die falsche Antwort auf die zunehmenden Krisen weltweit. Sie verschwinden nicht, wenn man wegschaut“, so Keßler.
Ab April sollen die Hilfsleistungen für Geflüchtete in zahlreichen Flüchtlingscamps in Bangladesch von umgerechnet rund zwölf Euro auf knapp sechs Euro pro Monat reduziert werden. Das trifft vor allem Kinder und Jugendliche, die ein Drittel der Campbewohner stellen. „Wir erleben in den von uns betriebenen Jugendeinrichtungen zunehmende Anzeichen von Stress, Angst und Frustration unter den Jugendlichen“, sagt Kanta Ahmed, Leiterin von Action for Social Development (ASD), einer Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe in Bangladesch.
Hohe Abhängigkeit von internationaler Hilfe
Fälle von Diebstahl würden in den Camps zunehmen, ebenso der Druck auf Minderjährige, arbeiten zu müssen. „Anstatt zur Schule zu gehen, um zu lernen, sind Jugendliche zunehmend gezwungen, ein informelles Einkommen zu suchen, um ihre Familie irgendwie über Wasser zu halten“, bestätigt Kanta Ahmed.
Da die Rohingya in Bangladesch keine formelle Arbeit aufnehmen dürfen und ihre Bewegungsfreiheit seit Jahren eingeschränkt wird, ist die Abhängigkeit von internationaler Hilfe enorm. Doch bereits in den vergangenen Jahren haben UN-Programme ihre Aktivitäten schrittweise reduzieren müssen, und internationale Hilfe ging zurück. Eine Folge: Laut UN-Angaben leidet jedes fünfte Kleinkind unter zwei Jahren an Unterernährung. „Viele Familien können sich die notwendigen Mahlzeiten nicht mehr leisten und gefährden so ihre Gesundheit. Die Situation ist für viele verzweifelt, da eine sichere Rückkehr nach Myanmar nicht möglich ist“, sagt Kanta Ahmed.
In Myanmar herrscht weiterhin Bürgerkrieg, bei dem Zehntausende Menschen in den vergangenen Monaten zusätzlich vertrieben wurden. Nur wenige schaffen es über die geschlossene Grenze nach Bangladesch.
(pm – sk)
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