Ukraine: Nuntius Kulbokas zum 3. Jahrestag des Kriegsbeginns
Kulbokas hob einige zentrale Ereignisse des vergangenen Jahres hervor. Die Befreiung der beiden griechisch-katholischen Priester Ivan Levythskyi und Bohdan Heleta am 28. Juni erfüllte ihn mit Freude, ebenso wie der Besuch von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in der Ukraine im Juli, der von intensiven Gebeten begleitet wurde. Ein online-Treffen von Papst Franziskus mit rund 200 jungen ukrainischen Katholiken am 1. Februar habe den Eindruck vermittelt, der Papst sei fast persönlich in Kiew anwesend gewesen. Besonders wichtig sei es gewesen, direkt „das Herz“ von Franziskus zu hören, statt seine Worte in Medien zu lesen, „wo manchmal Interpretationen gemacht werden oder etwas aus dem Zusammenhang gerissen wird“.
Papst wichtiger als Kriegsnachrichten
Auf den angeschlagenen Gesundheitszustand von Papst Franziskus dieser Tage einschwenkend, sagte der Nuntius, sogar in der Ukraine spreche man dieser Tage mehr über den Papst als über den Krieg. Er habe zuletzt, so der Erzbischof, viele Solidaritätsbekundungen erhalten, „auch von führenden Vertretern anderer Kirchen und aus dem Büro des ukrainischen Präsidenten, die sich aufrichtig um die Gesundheit des Heiligen Vaters sorge“, so der Erzbischof. „Das war auch für mich überraschend, denn in Wirklichkeit nimmt der Krieg offensichtlich alle Gedanken und den ganzen Raum ein. Stattdessen war es schön zu sehen, wie der Gedanke an die Gesundheit des Papstes die Herzen von Staatsbeamten und Priestern verschiedener Konfessionen erreicht.“
Kulbokas verwies auf eine gewisse Verzerrung von Sachverhalten in Medien. Gerade außerhalb der Ukraine sei dieser Krieg in Medien bereits zur Gewohnheit geworden. „Wenn man stattdessen hier steht, stellt man fest, dass die Zahl der Toten nicht abnimmt“, so der Vatikandiplomat. „Die Zahl der Toten an der Front steigt, 2023 waren es mehr als im ersten Jahr des Krieges, letztes Jahr mehr als 2023." Auch die Zahl der zivilen Todesopfer nehme zu.
Angriffskrieg verstößt gegen Völkerrecht
Ein weiteres Mal stellte Erzbischof Kulbokas klar, dass „ein solcher Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht nur Menschenleben verletzt, nicht nur den Frieden in der Ukraine, sondern gegen das Recht selbst verstößt, gegen das Völkerrecht, das humanitäre Völkerrecht.“ Früher oder später forderten derartige Aggressionen immer mehr Opfer.
Der Diplomat würdigte in diesem Zusammenhang die europäische Bewegung für Gewaltfreie Aktion („European Nonviolent Action Movement“), die im vergangenen Juli eine Veranstaltung mit Studientreffen organisiert hatte und dies auch für 2025 plane. Die Beteiligten stammten aus verschiedenen katholischen Organisationen mehrerer Länder und bestünden auf einer präventiven Stärkung des Friedens. In der Tat gehe es darum, „dass wir die Gesellschaften mobilisieren müssen, bevor Kriege stattfinden, denn wenn der Krieg erst einmal begonnen hat, ist es zu spät“, so der litauische Vatikandiplomat. Man dürfe die Frage von Krieg und Frieden nicht nur der Politik überlassen: „Denn es gibt wirklich so viele Bereiche, in denen man eingreifen, bei den Regierungen, bei den internationalen Organisationen darauf drängen kann, dass der Friede wiederhergestellt wird.“
(vatican news - gs)
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