COP16 in Rom: „Wir haben Fortschritte gemacht“
Radio Vatikan sprach am Rande der Konferenz mit Friedrich Wulf, der beim Schweizer Umweltverband pro natura Projektleiter für Politik und Internationales ist. Er sagt, bei den Verhandlungen sei ein „immenser Druck“ spürbar gewesen, ein Ergebnis zu liefern. Eine Vorläufer-Konferenz war im vergangenen Herbst noch gescheitert.
Die Teilnehmer haben sich am Donnerstag in Rom neben einem Finanzierungsplan auf Parameter geeinigt, um Biodiversitätserfolge weltweit festzustellen. Bislang hatte es dazu keinen gemeinsamen Maßstab gegeben. Jetzt stehe ein sogenanntes „Monitoring Framework“, erläutert Wulf:
„Und man kann damit arbeiten, das ist sehr wichtig - weil wir ja auf der nächsten COP in Armenien den Zwischenbericht bereits überprüfen: Wie gut sind wir mit der Umsetzung der Ziele, die wir uns in Montreal 2022 vorgenommen haben?“
Monitoring, also Erfolge konkret zu überwachen, ist wesentlich, um die Effektivität der Artenschutzmaßnahmen zu überprüfen. Bislang habe es „keinen von allen Vertretern abgesegneten Weg“ gegeben, so Wulf. Hier habe man nun „Fortschritte“ gemacht, so der Vertreter von pro natura. Mit dem in Rom vereinbarten Überwachungsmechanismus soll künftig die tatsächliche Umsetzung der Maßnahmen überprüft werden.
Neu: der Cali-Fonds
Außerdem wurden in Rom einige offene Fragen zur Finanzierung der 2022 festgelegten Ziele geklärt. Unter anderem war strittig, wer die von den Staaten bereitgestellte Gelder verwalten darf. Die Lösung ermöglicht Nationen des globalen Südens mehr Mitbestimmungsrechte.
Neu ist der sogenannte „Cali-Fonds“. Unternehmen, die genetische Codes von Pflanzen und Tieren für ihre Produkte nutzen, sollen als Gegenleistung Geldmittel für Biodiversität in diesen Fonds einzahlen. In der Abschlusserklärung der Konferenz heißt es, dies „öffne ein neues Kapitel für private Biodiversitätsfinanzierung“. Die Beschlüsse sollen helfen, die auf der COP 15 beschlossenen Ziele einzuhalten.
In Montreal war 2022 vereinbart worden, dass man bis 2030 mindestens dreißig Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen schützen wolle, was unter das Stichwort „30/30“-Ziel gefasst wurde. Auch wurde entschieden, dass die Industrieländer jedes Jahr zwanzig Milliarden Dollar zum Schutz der Artenvielfalt bereitstellen sollten - und dass zusätzlich jedes Jahr 500 Milliarden Dollar an umweltschädlichen Subventionen abgebaut werden sollen.
Positive Reaktionen
Reaktionen von Umweltschützern zur Konferenz in Rom fallen positiv aus. Die COP16-Konferenzleiterin Susana Muhamad lobte die Teilnehmenden, die bis zur letzten Minute aktiv um einen Kompromiss rangen, und hob hervor, sie hätten „unglaubliche Arbeit“ geleistet. Wulf hebt im Gespräch mit Radio Vatikan die Bedeutung einer Einigung hervor, „die für alle einigermaßen passt“ – „auch damit einfach ein Signal gesetzt wird für den Multilateralismus, der im Moment sehr unter Druck ist“.
Die Vertragsstaaten hätten demonstriert, dass sie globalen Herausforderungen auch in schwierigen Zeiten noch gemeinsam entgegentreten könnten, sagte der World Wide Fund For Nature (WWF). Dies sei ein Hoffnungsschimmer für den Artenschutz und damit für den Wohlstand, die Gesundheit und Sicherheit auf der Erde.
Die Weltgemeinschaft stelle sich den großen ökologischen Krisen offensichtlich auch ohne die USA, die bei der Bekämpfung der Artenkrise nicht mitverhandelt hätten, kommentierte Greenpeace Deutschland.
(vatican news – pr/ms)
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