Kultureller Dialog in Jeddah: Auch Vatikan nimmt an der Biennale teil
Fabio Colagrande - Jeddah (Saudi-Arabien)
Einzigartige kulturelle Überschneidungen, wie ein Koranmanuskript aus Sizilien aus dem Jahr 1300 mit hebräischen Schriftzeichen in arabischer Lautschrift oder ein im muslimischen Stil geschmiedeter Säbel aus Akka aus dem 13. Jahrhundert, sind nur zwei der faszinierenden Artefakte, die auf der Biennale der Islamischen Kunst in Jeddah zu sehen sind. Die Veranstaltung zeigt, wie sich Kunst, Geschichte und Religion miteinander verweben, um Brücken zwischen Kulturen und Epochen zu schlagen.
Die Ausstellung, die am 24. Januar im Beisein einer Delegation der Vatikanischen Bibliothek eröffnet wurde, findet in der zweitgrößten Stadt Saudi-Arabiens statt, die als Tor für Pilger nach Mekka und Medina bekannt ist. Gastgeber ist das preisgekrönte westliche Hajj-Terminal, ein architektonisches Meisterwerk, das speziell für den Pilgerstrom errichtet wurde.
„Dies ist ein unglaublicher Moment für die Kultur in Saudi-Arabien“, betonte Aya Albakree, Geschäftsführerin der Diriyah Biennale Foundation, die ab diesem Jahr die Organisation der Biennale übernimmt. Sie verwies auf die wachsende Bedeutung junger saudischer Künstler und die internationalen Investitionen in die kulturelle Infrastruktur des Königreichs.
Premiere: eine komplette Kiswah
Ein Highlight der Ausstellung ist die erstmalige Präsentation einer kompletten Kiswah, des schwarzen, gold- und silberbestickten Tuchs, das die Kaaba in Mekka verhüllt. Dieses seltene Exponat steht sinnbildlich für die interreligiöse Öffnung der Biennale, da Nichtmuslimen der Zutritt nach Mekka untersagt ist.
Die Biennale bietet auf über 100.000 Quadratmetern eine Reise durch fünf Pavillons, die das Thema „Alles, was dazwischen liegt“ – inspiriert von einem Koranvers über die Schöpfung – erkunden. Die Ausstellung beleuchtet, wie Religion Herz, Verstand und Hand prägt. Besucher können historische Manuskripte, moderne Installationen und kostbare Artefakte bewundern, die von der Raffinesse islamischer Kunst und Wissenschaft zeugen.
Einen besonderen Platz nehmen Leihgaben der Vatikanischen Bibliothek ein, darunter Kopernikus‘ „De revolutionibus orbium coelestium“ und eine einzigartige Nilkarte aus dem Jahr 1000. Diese Objekte verdeutlichen, wie Wissenschaft und Religion in der islamischen Kultur miteinander verbunden sind.
Zu den bemerkenswerten Bereichen der Biennale gehört der Pavillon „AlBidaya“ (Anfang), der mit seiner Präsentation von Kunstwerken wie der „Kiswah“ oder dem ersten Hadsch-Dokumentarfilm von 1928 eine Einladung zur Reflexion über das Transzendente bietet. Im Pavillon „AlMadar“ (Umlaufbahn) wird die islamische Wissenschaft und ihre Bedeutung für Astronomie und Kartographie thematisiert.
Vergänglichkeit der Schöpfung
Ein weiteres Highlight ist die Installation „Memory of becoming“ des italienischen Künstlers Arcangelo Sassolino, der die Vergänglichkeit der Schöpfung thematisiert. Auch interaktive Außenbereiche wie die von Imran Qureshi geschaffene achteckige Installation laden zur Meditation und Kontemplation ein.
Die Biennale vereint nicht nur Kunstwerke aus verschiedenen Epochen und Regionen, sondern fördert auch den Dialog zwischen Religionen und Kulturen. Erzbischof Angelo Vincenzo Zani, der mit einer Delegation der Vatikanischen Bibliothek vor Ort war, betonte die Bedeutung dieser Veranstaltung als Plattform für den interreligiösen Austausch.
Mit dieser Biennale will Saudi-Arabien ein starkes kulturelles Zeichen setze und sich als Ort des Dialogs und der künstlerischen Inspiration positionieren. Besucher erwartet eine vielfältige Ausstellung, die Tradition und Moderne miteinander verbindet und ein tieferes Verständnis für die islamische Kultur und ihre Einflüsse ermöglicht.
(vatican news - mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.