Venancio Mondlane, wichtigster Oppositionsführer in Mosambik. Venancio Mondlane, wichtigster Oppositionsführer in Mosambik.  (AFP or licensors)

Mosambik: Kirche und Experten fordern Reformen

Die politische Lage in Mosambik hat sich seit Dezember dramatisch zugespitzt. Trotz zunächst relativ friedlich verlaufener Wahlen werfen massive Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung und folgende gewalttätige Auseinandersetzungen einen dunklen Schatten auf den demokratischen Prozess. Experten und die katholische Kirche schlagen Alarm und rufen zur Besinnung auf soziale Gerechtigkeit und Reformen auf.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Mosambik hat seit den Präsidentschaftswahlen am 9. Oktober 2024 eine Phase politischer und sozialer Unruhe erlebt. Der Sieg des Frelimo-Kandidaten Daniel Chapo bei einer von Unregelmäßigkeiten überschatteten Wahl sorgt für Spannungen, während Oppositionsführer Venacio Mondlane einen landesweiten Streik angekündigt hat. Das Land befindet sich seither in einer tiefgreifenden politischen und sozialen Krise, die sich in den letzten Monaten dramatisch verschärft hat.

Zum Nachhören - wie die Lage in Mosambik ist

Während die Wahlen an sich geordnet verliefen, wurden sie von massiven Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung - und der Tatsache, dass ausländischen Journalisten und Wahlbeobachtern der Zugang zu vielen Wahllokalen verweigert wurde - überschattet. Nationale und internationale Beobachter, darunter die Europäische Union, die USA und Vertreter portugiesischsprachiger Länder, kritisierten die offensichtlichen Manipulationen scharf. Die Oppositionsparteien haben daraufhin Berufung eingelegt und ihre Proteste verstärkt.

Éric Morier-Genoud, Professor für afrikanische Geschichte an der Queen's University in Belfast, ordnet die Situation in Mosambik im Gespräch mit uns ein. „Das Ergebnis der Wahl spiegelt weniger den Willen des Volkes wider als die politische Macht der Frelimo-Partei, die seit ihrer Unabhängigkeit von Portugal 1975 durchgehend an der Macht ist“, so Morier-Genoud. Der Professor betont, dass die anhaltende Dominanz der Frelimo-Partei nicht nur auf historische Erfolge, sondern auch auf die systematische Kontrolle von Schlüsselpositionen in Staat und Wirtschaft zurückzuführen sei.

Wendepunkt

Die Ankündigung eines landesweiten Streiks markiert einen Wendepunkt in der jüngeren Geschichte Mosambiks, da sich zunehmend Bürger gegen das politische Establishment stellen. Doch Morier-Genoud warnt vor möglichen Risiken: „Ein landesweiter Streik könnte die ohnehin fragile wirtschaftliche Lage Mosambiks weiter verschärfen. Das Land hat mit wachsender Armut, Korruption und den Nachwirkungen eines brutalen Bürgerkriegs zu kämpfen. Politische Instabilität könnte die Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen vertiefen.“

Während die Vereidigung Chapos näher rücke, wachse die Sorge vor einer Eskalation, so der Experte. Internationale Beobachter und Organisationen wie die Afrikanische Union und die Vereinten Nationen haben die Regierung Mosambiks aufgefordert, die Vorwürfe der Wahlmanipulation zu untersuchen und die Meinungsfreiheit der Opposition zu respektieren. Ob der Streik jedoch den gewünschten Druck auf die Regierung ausüben wird, bleibt unklar.

Wie es weitergehe in Mosambik sei unklar. Der Umgang mit der aktuellen Krise könne darüber entscheiden, ob das Land in eine Phase tieferer politischer Spaltung oder einer demokratischen Erneuerung eintritt, fügt Morier-Genoud an.

Proteste in Mosambik
Proteste in Mosambik

Die katholische Kirche, eine wichtige moralische Instanz in Mosambik, hat sich ebenfalls zur Krise geäußert. Sie ruft zu Frieden, Dialog und sozialer Gerechtigkeit auf. Kirchenvertreter mahnen an, dass die Regierung Verantwortung übernehmen und auf die berechtigten Forderungen der Bevölkerung eingehen müsse, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.

Ungewisser Weg

Der Weg aus der Krise erscheint jedoch ungewiss. Die Regierungspartei Frelimo zeigt bislang wenig Bereitschaft, auf die Forderungen der Protestbewegung einzugehen. Stattdessen setzt sie offenbar auf das Verstreichenlassen der Zeit, bis der neu gewählte Präsident offiziell im Amt ist.

„Nur durch umfassende Reformen und den Willen zur Versöhnung kann das Land diesen schwierigen Moment überwinden.“

Die internationale Gemeinschaft beobachte die Situation in Mosambik mit Sorge. Doch ohne konkrete Reformen und einen ernsthaften Dialog zwischen den Konfliktparteien drohe die politische und soziale Krise das Land weiter zu destabilisieren. „Mosambik steht an einem Scheideweg“, warnt Morier-Genoud. „Nur durch umfassende Reformen und den Willen zur Versöhnung kann das Land diesen schwierigen Moment überwinden.“

Hintergrund

Seit den Präsidentschaftswahlen im Oktober befindet sich Mosambik in einem Zustand der Hochspannung. Daniel Chapo, der Kandidat der Frelimo-Partei, die seit fünf Jahrzehnten das Land regiert, wurde offiziell zum Wahlsieger erklärt. Doch die Legitimität seines Wahlsiegs wird von der Opposition und internationalen Beobachtern infrage gestellt. Berichte über Unregelmäßigkeiten, wie manipulierte Wählerlisten, Einschüchterung und Behinderungen unabhängiger Wahlbeobachter, haben Zweifel an der Fairness des Prozesses geweckt.  

Das Interview mit dem Experten führte Olivier Bonnel von der französischsprachigen Sektion von Radio Vatikan.

(vatican news)

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14. Januar 2025, 11:18