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Asylsuchende stehen in der Grenzstadt Tijuana Schlange Asylsuchende stehen in der Grenzstadt Tijuana Schlange  (AFP or licensors)

Mexiko: Grenzstadt ruft wegen Abschiebungen Notstand aus

Angesichts drohender massiver Deportationen aus den USA unter Donald Trump bereitet sich die mexikanische Grenzstadt Tijuana auf eine humanitäre Zuspitzung vor. Die Lage sei ernst, berichtete die Administratorin der Migranten-Aufnahmezentren des Salesianerordens, Claudia Portela, am Samstag im Interview mit der Nachrichtenagentur „Kathpress".

„Die Drohungen sind real. Schon seit Trump im November gewählt wurde, haben die Deportationen aus den USA zugenommen. Hier in Tijuana stellen wir uns auf ähnliche drastische Maßnahmen ein wie in seiner ersten Amtszeit oder sogar noch auf eine Verschärfung", so die Sozialexpertin. Die am Pazifik gelegene Stadt Tijuana, deren Grenzübergang zum kalifornischen San Diego der meistüberquerte der Welt ist, hat wenige Tage vor der für Montag anstehenden Amtsübernahme Trumps den Notstand ausgerufen, um auf die drohende Krise vorbereitet zu sein. „Die Stadt plant Notfallprotokolle, etwa die Nutzung von Sporteinrichtungen als Unterkünfte, falls die regulären Kapazitäten überschritten werden. Doch wir wissen aus Erfahrung, dass die Infrastruktur schnell überfordert sein könnte", warnte Portela.

„Die Stadt plant Notfallprotokolle, etwa die Nutzung von Sporteinrichtungen als Unterkünfte, falls die regulären Kapazitäten überschritten werden. Doch wir wissen aus Erfahrung, dass die Infrastruktur schnell überfordert sein könnte“

Ein Problem sei dabei auch die mangelnde Einbindung der Zivilgesellschaft in die Planungen. „Die Regierung hat Organisationen wie uns nicht konsultiert, obwohl wir an vorderster Front stehen. Das erschwert die Koordination und den effizienten Einsatz der Ressourcen." Portela erinnerte an frühere Krisen wie die Einführung des „Remain in Mexico"-Programms im Jahr 2017 oder „Title 42" während der COVID-19-Pandemie. „Title 42 führte zu sofortigen Ausweisungen ohne Asylverfahren. Migranten, die es über die Grenze schafften, wurden festgenommen und direkt zurückgeschickt. Diese Zeiten haben viel Stress und Angst verursacht, und wir rechnen damit, dass ähnliche Praktiken wieder eingeführt werden könnten." Schon damals seien Menschen in großer Zahl über die Südgrenze der USA nach Tijuana abgeschoben worden, meist nachts und oft ohne Vorwarnung, wobei die Stadt an ihre Belastungsgrenzen gekommen sei.

Traumatisches Erlebnis

Für die Abgeschobenen ist die Rückkehr nach Mexiko oft ein traumatisches Erlebnis. „Viele wissen nicht, wohin sie gehen sollen. Sie landen oft mitten in der Nacht in Tijuana, ohne Orientierung, ohne Kontakte und mit großer Unsicherheit", erklärte die Administratorin. Besonders problematisch sei die Situation für Familien mit Kindern, die Trumps Ankündigungen zufolge in Zukunft vermehrt betroffen sein könnten. „Die emotionale Belastung ist enorm. Sie fühlen sich verlassen, wissen nicht, wie sie ihre Zukunft gestalten sollen, und stehen vor einer völlig unbekannten Umgebung."

So helfen die Salesianer

Das Salesianerprojekt Proyecto Salesiano bietet einfache Herbergen für rund 100 Migranten, darunter den Desayunador Padre Chava für Männer und das Refugio Don Bosco für Frauen und Kinder. In früheren Krisenzeiten wie etwa zur Massenflucht der Haitianer 2016 habe man auf bis zu 700 Plätze aufgestockt. „Unser Ziel ist es, diesen Menschen eine erste Zuflucht zu bieten, damit sie nicht auf der Straße landen. Wir dürfen sie nicht alleine lassen", erklärte Portela.

Kostenlos zur Verfügung gestellt werden von den Salesianern weiters auch Nahrung, Kleidung, medizinische und psychologische Betreuung sowie Rechtsberatung, in Zusammenarbeit mit etlichen anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen oder Einrichtungen der Vereinten Nationen wie der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Menschen würden dabei stabilisiert, um wieder Hoffnung und Perspektiven zu entwickeln, erklärte die Expertin. Zusätzlich gibt es Programme zur Integration und Bildung wie Schulen, Alphabetisierung und Workshops, die auf den Arbeitsmarkt vorbereiten und Jobs vermitteln, gemeinsam mit der lokalen Arbeitsbehörde und Industrie.

(kap - sst)

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18. Januar 2025, 15:42