Pizzaballa zu Waffenruhe: Jetzt humanitärer Hilfe Priorität geben
Der Waffenstillstand soll in einer ersten Phase ab dem 19. Januar für einen Zeitraum von 42 Tagen gelten. In einem ersten Schritt sollen zunächst 33 israelische Geiseln aus der Gewalt der Hamas freigelassen werden, während das israelische Militär sich schrittweise aus dem Gazastreifen zurückziehen soll. Zahlreiche Hilfsorganisationen haben mittlerweile darauf hingewiesen, dass ein dauerhafter Waffenstillstand für die rasche und sichere Leistung der Nothilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen notwendig ist. Das betont im Gespräch mit den Vatikanmedien auch Kardinal Pierbattista Pizzaballa, der Patriarch von Jerusalem.
„Der Waffenstillstand muss halten. Es wird also alles getan werden müssen, damit er hält. Es ist klar, dass es auch diejenigen gibt, die dagegen arbeiten, das wissen wir, aber wir dürfen ihnen keinen Raum geben. Ich denke, die Vereinbarung ist mehr oder weniger die gleiche wie sie schon vor einigen Monaten diskutiert wurde, und jetzt sind wir vielleicht deswegen ans Ziel gekommen, vielleicht weil die menschlichen und internationalen politischen Bedingungen dafür gereift sind. Was jetzt aber zählt ist, dass wir eine neue Seite aufschlagen müssen und damit beginnen, vor allem die äußerst ernste humanitäre Lage in Gaza zu bewältigen“, so Pizzaballa.
In diesen Stunden sind allerdings noch Detailfragen offen: So hat das israelische Kabinett die Waffenruhe noch nicht ratifiziert. Eigentlich war dies für Donnerstagvormittag geplant. Doch zwischen den Parteien herrscht nach wie vor großes Misstrauen. Das deutet auch Kardinal Pizzaballa an. „Das Klima ist natürlich immer noch sehr fragil, es gibt immer noch Spannungen, aber es war ein notwendiger Wendepunkt, den wir gebraucht haben“, meint er. Der Krieg habe die Menschen zermürbt und ermüdet und das Leben aller verletzt, so dass sie in einer ersten Reaktion einfach nur glücklich seien. Die Hoffnung sei jedoch nun, dass dies nur der erste Schritt auf dem Weg eines langwierigen Prozesses sein werde, der „zu völlig neuen Perspektiven“ führen und den Konflikt „nicht mit Krieg, sondern durch Verhandlungen“ lösen werde, betont der Kardinal.
Großes Problem: Die humanitäre Lage
Unterdessen sei vor allem die humanitäre Frage dringend, für eine Bevölkerung, die derzeit vollständig von externer Hilfe abhängig sei, erinnert Pizzaballa weiter. Zwar werde es mit dem Waffenstilstand wohl einfacher, Hilfsgüter einzuführen. „Aber neben der Ernährung müssen wir uns jetzt auch um die Schule und das Gesundheitswesen kümmern, die beiden großen Krisenfälle. Wir werden sehen, was getan werden kann, aber ich bin mir sicher, dass wir mit vielen Organisationen, mit den verschiedenen internationalen Organisationen, die notwendige Koordination schaffen können, um ein Problem zu lösen, das lange Zeit in Anspruch nehmen wird, nämlich das humanitäre Problem.“
Er habe natürlich auch die Menschen in Gaza gehört, meint Pizzaballa mit Blick auf die dortige lateinische Pfarrei, deren Pfarrer Gabriel Romanelli stets an der Seite der Christen geblieben ist und die Räume für schutzsuchende Menschen geöffnet hat. Etwa 500 Flüchtlinge beherbergt er momentan auf dem Gelände. „Sie sind natürlich sehr glücklich, auch wenn sie es momentan noch kaum glauben können, doch der Gedanke, dass es einen Waffenstillstand geben und dass die Feindseligkeiten aufhören könnten, und dass wir in Gaza ein neues Kapitel aufschlagen werden, das gibt – das muss ich schon sagen - ein Gefühl der Befreiung….“
Die Aktivitäten der Pfarrei und der Kirche für die notleidenden Menschen würden auch unter den neuen Vorzeichen weitergehen, unterstreicht Kardinal Pizzaballa:
„Wir werden nicht aufhören, und die Gemeinde wird jetzt mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, und wir werden auch versuchen, uns besser zu koordinieren, denn während des Krieges war es etwas komplizierter, so viele Menschen wie möglich zu erreichen, und vor allem Kinder zu unterstützen.“
(vatican news - cs)
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