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Brasilien: Kirche kritisiert Desinformation der Regierung über Corona

Brasiliens Bischofskonferenz hat zusammen mit anderen Institutionen an die Bevölkerung appelliert, angesichts der Covid-19-Pandemie die Empfehlungen der Wissenschaft und der Fachleute des Gesundheitswesens zu respektieren und zu Hause zu bleiben. Ungewöhnlich deutlich warnte die Kirche vor der „Gefahr der Desinformation”, die in der Corona-Krise „von der Regierung ausgeht".

Präsident Jair Bolsonaro lehnt eine Ausgangsbeschränkung zur Eindämmung der Pandemie ab. Die von den Gouverneuren der 27 Bundesstaaten mehr oder weniger stark verordneten Mobilitätsbeschränkungen kritisierte der Präsident öffentlich. Er selbst widersetzte sich den Empfehlungen des brasilianischen Gesundheitsministeriums und besuchte am Sonntag die Hauptstadt Brasilia und einige Satellitenstädte, wo er Einwohner und Händler traf und gegen die wissenschaftlich empfohlenenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie polemisierte.

Die gemeinsame Mitteilung der Bischofskonferenz und weiterer Institutionen erklärt, es sei der richtige Zeitpunkt, um der Pandemie mit Klarheit, Verantwortung und Solidarität zu begegnen: „Die vom Staatspräsidenten entwickelte Desinformationskampagne, die die Bevölkerung auf die Straße ruft, stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit aller Brasilianer dar."

Die katholische Kirche Brasiliens und die übrigen Institutionen stützten ihr Ersuchen auf die Empfehlungen der Wissenschaft und der Fachleute des Gesundheitswesens und berücksichtigten die internationalen Erfahrungen der Länder, die unter der Covid-19-Pandemie leiden. Die Strategien der sozialen Isolierung seien „grundlegend, um das beschleunigte Wachstum der Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen einzudämmen”. Die Lage sei zwar ernst, könne aber durch eine gute Organisation eingedämmt werden.

„Die vom Präsidenten entwickelte Desinformationskampagne, die die Bevölkerung auf die Straße ruft, stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit aller Brasilianer dar“

Die gemeinsame Mitteilung stammt von Vertretern der brasilianischen Bischofskonferenz, der brasilianischen Anwaltskammer, der Kommission zur Verteidigung der Menschenrechte „Evaristo Arns", der brasilianischen Akademie der Wissenschaften, der brasilianischen Pressevereinigung und der brasilianischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Sie trafen sich am Wochenende virtuell, um die Erklärung abzugeben.

Politischer Streit um Umgang mit Corona

Schon seit Wochen tobt in Brasilien ein politischer Streit über den Umgang mit dem Corona-Virus. Während Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta für Ausgangsbeschränkungen plädiert, um die Verbreitung von COVID-19 einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen, will Bolsonaro die Isolierung lediglich auf ältere Bevölkerungsgruppen und Personen mit Vorerkrankungen beschränken.

Die brasilianische Justiz stellte sich dem Präsidenten bereits mehrfach entgegen. Unter anderem kritisierte sie Bolsonaros Dekret vom 26. März, das Kirchen und Lotterieannahmestellen vom Kontaktverbot ausgenommen hatte.

Die Zahl der Todesfälle durch das neue Coronavirus in Brasilien ist indessen auf rund 140 gestiegen, die Zahl der Infektionen wächst rasant. Die Sterblichkeitsrate der Krankheit liegt in dem südamerikanischen Land bei rund 3,2 Prozent.

(vatican news – gs)

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31. März 2020, 10:44
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