Vatikan-Frauen hielten Veranstaltung zu gewaltfreier Kommunikation
„Als Frauen und Gläubige verspüren wir das Bedürfnis, Konflikte zu transformieren und zu überwinden, um etwas Neues und Positives zu schaffen“, hieß es in der Einladung. Hauptrednerin war die Französin Line Sandrini, Katholikin und ausgebildete Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation. Dieses Handlungskonzept, das der US-amerikanische Psychologe Marshall Rosenberg Anfang der 1960er Jahre entwickelte, sieht eine nicht urteilende Betrachtung des anderen vor. „In dem Moment, in dem ich den anderen verurteile, habe ich ihn verloren“, erläuterte Sandrini bei der Schulung.
Ihr zufolge versteht sich gewaltfreie Kommunikation nicht als Technik, sondern als Lebenshaltung, die erlernt werden kann. „Es ist eine einfache Methode, die aber tägliches Üben erfordert, wenn man bedenkt, dass sich die Welt heute im Krieg befindet und wir uns oft machtlos fühlen“, erklärte Sandrini in einem Interview bei Radio Vatikan. Viele fragten sich, was sie selbst im Kleinen dazu beitragen können, Frieden zu schaffen oder von vornherein das Umschlagen von Konflikten in Gewalt zu vermeiden. Die Arbeit an der eigenen Kommunikation sei ein taugliches Instrument.
„Der erste Schritt besteht darin, sich selbst zu reflektieren, zu verstehen, was in mir vorgeht. Das setzt Selbstkenntnis voraus, um die eigenen Emotionen, Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen, die die Quelle der gewaltfreien Kommunikation sind“, so Sandrini. „Sobald ich erkannt habe, was in mir vorgeht, kann ich es dem anderen ,verbalisieren´. Das dauert natürlich etwas länger - aber es ist ein Weg, um Urteile und verbale Gewalt zu vermeiden.”
Nach und nach könne man lernen, mit Frustrationen umgehen, indem man sie filtert und dabei sich selbst reflektiert: „Es ist eine große Aufgabe für uns selbst, einen Schritt zurückzutreten, durchzuatmen und nicht sofort in einen Konflikt zu geraten, wie wir es oft tun, und uns aus der Diskussion darüber herauszuhalten, wer Recht und wer Unrecht hat. Das ist die Absicht der gewaltfreien Kommunikation.“
Das Thema der unerfüllten Bedürfnisse
Häufig kommt es im Umgang miteinander zu unerwünschten Polarisierungen: Jemand wird laut oder nutzt Begriffe, die beleidigen – Situationen, die im Alltag vorkommen, und die eine gewaltfreie Kommunikation entschärfen kann. „Die Idee ist, die Dinge nicht persönlich zu nehmen und zu erkennen, dass die Person, die ihre Stimme erhebt, Urteile fällt oder wütend ist, über unerfüllte Bedürfnisse spricht – sicherlich auf sehr ungeschickte und schwer verständliche Weise –, aber sie spricht über ihre Bedürfnisse“, erklärt Sandrini. Die streitbare Aussage „Sie sind inkompetent“ spreche zum Beispiel über ein Bedürfnis nach Hilfe, Unterstützung und Zusammenarbeit. „Was wir mit gewaltfreier Kommunikation lernen, ist, diese übergreifenden Zustände unerfüllter Bedürfnisse zu erkennen und nicht in die Debatte einzusteigen, nicht zu widersprechen - denn Gewalt nährt sich aus der Reaktion des anderen. Wenn ich nicht auf das eingehe, was die Person sagt, kann ich diese verbale Gewalt entschärfen.“
Als Sprecherin eingeladen war auch Marie Dennis von Pax Christi International, die in einem Impulsvortrag die katholische Lehre zum Thema Frieden Revue passieren ließ. Die US-Amerikanerin hält den Aufruf von Papst Leo XIV. zu einer Entwaffnung der Sprache für grundlegend.
Die Vereinigung „Frauen im Vatikan“ (D.VA für Donne in Vaticano) feiert im nächsten Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Sie wurde von mehreren Frauen aus verschiedenen vatikanischen Dikasterien gegründet und am 1. September 2016 offiziell ins Leben gerufen. Ziel ist es, ein Netzwerk der Freundschaft und der Solidarität zwischen berufstätigen und pensionierten Frauen im Vatikanstaat, dem Heiligen Stuhl und den mit ihm verbundenen Institutionen zu schaffen.
Zum Jahresende 2024 arbeiteten exakt 1.318 Frauen für den Papst, das entspricht 24 Prozent bei einer Gesamtbelegschaft von knapp 5.500 Angestellten.
(vatican news – gs)
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