Kinderschutzkommission: „Safeguarding Herzstück unserer Mission"
Edoardo Giribaldi – Vatikanstadt
„Nicht für die Opfer, sondern mit ihnen“, ihnen mit dem Herzen zuhören, diejenigen einbeziehen, die zurückbleiben, die Schwächsten im Kampf gegen die Plage des sexuellen Missbrauchs sensibilisieren. Unter diesem Motto fand die Pressekonferenz zur Vorstellung des zweiten Jahresberichts über die Politik und Verfahren der Kirche zum Schutz von Minderjährigen statt, der heute, am 16. Oktober, von der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen veröffentlicht wurde.
Zu den Rednern gehörten Erzbischof Thibault Verny und Bischof Luis Manuel Alí Herrera, Präsident bzw. Sekretär der Kommission, Maud de Boer-Buquicchio, Juristin und verantwortlich für den Jahresbericht, sowie Benyam Dawit Mezmur, ebenfalls Jurist und Mitglied der Kommission. Anwesend war auch die stellvertretende Sekretärin Teresa Morris Kettelkamp.
Verny: „Nicht für die Opfer, sondern mit ihnen“
Monsignore Verny dankte herzlich „allen Opfern und Überlebenden, die uns ihre Vertraulichkeiten offenbart haben“, wobei er ihren wesentlichen Beitrag zur endgültigen Fassung des Berichts würdigte. An ihrer Seite sei das Bewusstsein gereift, dass der Weg „nicht für die Opfer, sondern mit ihnen“ weitergeht, indem man sich von ihren Geschichten berühren lasse. Im Safeguarding-Bereich müsse die Kirche professionell vorbereitet sein und klar definierte Verfahren befolgen. Die Begleitung der Opfer müsse auf Strukturen beruhen, die „die Traumata berücksichtigen“.
Diese Arbeit müsse alle Gläubgen und die Gesellschaft als Ganzes einbeziehen. Der Jahresbericht solle hier ein Instrument zur Unterstützung der „Schutzmission“ der Kirche unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips sein, so Verny: „Wir möchten die kirchlichen Autoritäten bei ihren Aufgaben, bei der Stärkung der Schutzmaßnahmen und bei der Förderung gemeinsamer Normen für alle Kulturen begleiten”. Die Fürsorge für verletzte und besonders schutzbedürftige Menschen, auch durch Präventionsarbeit, stehe „im Mittelpunkt unserer Mission“.
Buquicchio: Mit dem Herzen zuhören
Die Juristin Buquicchio interpretierte die Veröffentlichung des Jahresberichtes als „einen Schritt vorwärts auf dem Weg zur Transparenz der Kirche” und zur Förderung einer Kultur des Schutes. „Glaubwürdige Daten” und „umsetzbare Empfehlungen” sind ihrer Ansicht nach die Säulen eines maßgeblichen Berichts. Die Kommission trage dazu bei, eine weltweite Lücke bei der Erhebung und Analyse von Daten über sexuelle Gewalt gegen Minderjährige zu schließen.
Die Veröffentlichung des ersten Berichts habe gezeigt, dass „mehr Inklusivität” notwendig sei: Opfern und Überlebenden zuzuhören bleibe in der Tat der erste Schritt hin zu „einer sichereren Kirche für unsere Kinder“. Buquicchio betonte, dass die Opfer in erster Linie Gehör und Anerkennung für ihre Erfahrungen verlangen - sie ernst zu nehmen, sollte Standard sein.
Der Jahresbericht der Kinderschutzkommission widme dem Thema „Wiedergutmachung“ viel Raum und betone die Notwendigkeit, das Konzept über die reine finanzielle Entschädigung hinaus zu erweitern. „Wachsen wir an Zahl und Engagement, um eine echte Kultur der Fürsorge einzuführen“, forderte die Juristin. „Das Sicherheitsgefühl eines Kindes beginnt, wenn wir ihm mit dem Herzen zuhören, nicht nur mit den Ohren.“
Alí Herrera: Uneingeschränkte Unterstützung durch Papst Leo XIV.
Bischof Alí Herrera berichtete, dass die Kommission während der jüngsten Audienz bei Papst Leo XIV. die Stimmen der Missbrauchsopfer vorgetragen habe. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Dikasterien habe sich als fruchtbar erwiesen, doch müsse man weiterhin auf einigen Kernpunkten bestehen, insbesondere auf Präventionsmaßnahmen. Die regelmäßigen Besuche, beispielsweise bei den Bischofskonferenzen in Afrika, seien ein „wertvolles Instrument des Zuhörens und der Vorschläge, das bereits fester Bestandteil der Arbeit der Kommission ist“.
Alí Herrera hob schließlich die bedingungslose Unterstützung von Papst Leo XIV. für die Arbeit der Kommission hervor, die in der Kontinuität des starken und leidenschaftlichen Engagements von Papst Franziskus steht. Der Stil sei „anders“ – heute „analytischer, aber immer noch zutiefst einfühlsam” – und spiegele den Willen zu einem gemeinsamen und geteilten Engagement der Kommission wider.
Mezmur: Inklusiver arbeiten
Der Jurist Mezmur sprach das Thema Datenerhebung an, das für ein umfassendes Bild der Lage unerlässlich ist. Im vergangenen Jahr habe UNICEF einen Bericht über Trends im Bereich sexuellen Missbrauchs veröffentlicht, aus dem verschiedene Herausforderungen im Zusammenhang mit mangelnden Investitionen und der Fragmentierung der verfügbaren Informationen hervorgingen.
Zahlen müssten nicht nur den Zugang zu gezielten Ressourcen gewährleisten, sondern auch in ihrer menschlichen Dimension interpretiert werden, so Mezmur: Es gehe nicht nur um große und tragische Statistiken, denn „schon eine einzige Person ohne Hoffnung muss ausreichen, um zu handeln“. Es bleibe notwendig, die Datenquellen zu erweitern und zu diversifizieren. Auf die Frage, ob Kinder heute mehr Schutz und Rechte genießen, antwortete Mezmur bejahend, betonte jedoch, wie wichtig es ist, die Gruppen zu identifizieren und zu unterstützen, die noch von diesen Fortschritten ausgeschlossen sind. Die Verbreitung dieser Schutzkultur, insbesondere in kleineren Ländern, bleibe eine grundlegende Priorität.
Der „Widerstand“ der italienischen Kirche
Anschließend gab es Raum für Fragen der im Saal anwesenden Journalisten. Eine Frage betraf die Aussagen von Monsignore Verny, der bemerkt hatte, dass in Italien nach wie vor „ein starker Widerstand“ gegen die Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch bestehe.
Monsignore Alí Herrera hob zunächst die Fortschritte der Italienischen Bischofskonferenz (CEI) auf mehreren Ebenen im Bereich des Schutzes hervor, eine „sehr ernsthafte“ Arbeit, die jedoch einige Punkte aufweise, die noch vertieft werden müssten: Herrera sprach von der Notwendigkeit der Professionalisierung der verschiedenen Dienste und betonte, ein strukturierter Dialog mit den Opfern und Überlebenden solle gefördert werden. Es sei zudem notwendig, den Dialog und die Zusammenarbeit mit den zivilen und akademischen Behörden zu verstärken. Der Sekretär der Kommission wies darauf hin, dass ein ähnlicher kultureller Widerstand auch in anderen Kontexten, wie beispielsweise in Lateinamerika, vorhanden sei.
Buquicchio bestätigte, dass dieses Gefühl in den regionalen Fokusgruppen stark zum Ausdruck komme, insbesondere, wenn die Opfer ihre Erfahrungen teilten. Die CEI sei sich dieser Probleme „bewusst” und beabsichtige, sie durch die Förderung von Schulungen anzugehen. „Es bedarf Kompetenzen, die nicht angeboren sind, sondern erlernt werden müssen. Die Italienische Bischofskonferenz ist sich dessen bewusst und unternimmt sehr viel in dieser Hinsicht.”
Sensibilisierung der Schwächsten
Die Antworten auf andere Fragen machten weiter deutlich, dass sich der Bericht nicht nur mit Minderjährigen, sondern auch mit erwachsenen Opfern von Missbrauch befasst. Ein weiteres Thema war die Sexualerziehung. Buquicchio erklärte, dass deren Förderung den Opfern ermöglichen kann, „sich zu verteidigen”. Dies geschehe durch die Stärkung des Bewusstseins, „dass ihr Körper ihr Körper ist und die Würde des Menschen verlangt, dass niemand einen Kinders Körper berühren darf“.
Eine Sensibilisierung für das Thema Sexualität sei auch für die Prävention wichtig, „denn Kinder wissen manchmal gar nicht, dass sie missbraucht werden; sie haben das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, aber mit Sexualerziehung wäre es viel einfacher, sich zu verteidigen, und sie könnten später auch Anzeige erstatten“. Alí Herrera schloss sich ihr an und gab zu verstehen, dass er sich eine klarere und radikalere Veränderung in der Reaktion auf Missbrauch wünsche. „Wir handeln nicht so schnell, wie wir alle es uns wünschen, aber wir handeln.“
(vatican news)
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