Ex-Kardinal McCarrick mit 94 Jahren gestorben
Mario Galgano - Vatikanstadt
Theodore Edgar McCarrick ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Der ehemalige Erzbischof von Washington hatte sich seit Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und verstarb am Donnerstag, dem 3. April, im US-Bundesstaat Missouri.
Vom kirchlichen Aufstieg zum tiefen Fall
McCarrick galt lange als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten innerhalb der katholischen Kirche der Vereinigten Staaten. Er war zunächst Weihbischof in New York, später Bischof von Metuchen und Erzbischof von Newark, bevor er von 2000 bis 2006 die Erzdiözese Washington leitete.
Doch 2018 geriet der damals bereits emeritierte Kardinal ins Zentrum schwerwiegender Vorwürfe. Es handelte sich um sexuelle Übergriffe sowohl auf Erwachsene – insbesondere Seminaristen – als auch auf Minderjährige. Die Vorwürfe führten zunächst zu einer Suspendierung „a divinis“, also einem Verbot, öffentliche priesterliche Handlungen auszuüben.
Papst Franziskus griff durch
Im selben Jahr bot McCarrick dem Papst seinen Rücktritt aus dem Kardinalskollegium an. Papst Franziskus nahm diesen an und ordnete zugleich an, dass sich McCarrick vollständig aus dem öffentlichen Leben zurückziehe und ein Leben des Gebets und der Buße führe – bis zur Durchführung eines ordentlichen kirchenrechtlichen Verfahrens.
Im Februar 2019 erfolgte schließlich die kirchenrechtlich endgültige Entscheidung: McCarrick wurde von der Kongregation für die Glaubenslehre (heute Dikasterium für die Glaubenslehre) aus dem Klerikerstand entlassen. Der Vatikan stellte ihn offiziell als schuldig fest – wegen wiederholter Verstöße gegen das sechste Gebot gegenüber Minderjährigen und Erwachsenen sowie wegen Missbrauchs geistlicher Autorität, insbesondere in Beichtgesprächen. Papst Franziskus erkannte die Entscheidung als „unwiderruflich“ an.
Ein Report wirft ein Schlaglicht auf Jahrzehnte des Missbrauchs
Im Jahr 2020 veröffentlichte der Vatikan einen umfassenden Untersuchungsbericht über McCarrick. Die zweijährige interne Untersuchung unter Leitung der vatikanischen Staatssekretariats brachte glaubwürdige Zeugenaussagen und belastendes Material ans Licht, das Missbrauchstaten aus den 1980er- und 1990er-Jahren dokumentierte. Der Bericht zeigte auch auf, dass es innerhalb der Kirche frühzeitig Hinweise auf das Fehlverhalten McCarricks gab – jedoch wurden diese Informationen entweder nicht weitergegeben oder nicht ernst genug genommen. So konnte McCarrick trotz Warnungen bis an die Spitze der einflussreichen Erzdiözese von Washington aufsteigen.
(vatican news)
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