Fasten-Exerzitien (8): „Mehr leben“
Die Einkehrtage für die römische Kurie finden seit Sonntagabend in der vatikanischen Audienzhalle statt, und dem Vernehmen nach folgt der Papst über eine Audio-Verbindung in die Gemelli-Klinik den Vorträgen seines Hauspredigers, Roberto Pasolini. An diesem Donnerstagmorgen ging es, in der achten Betrachtung, um das Thema Ewiges Leben.
Jesus bietet uns Ewigkeit als ein Geschenk an, das man nur annehmen braucht, und nicht etwa als ein Gut, das es zu erobern gälte, so Pasolini. Die Episode des reichen jungen Mannes in den synoptischen Evangelien zeige den Gegensatz zwischen denen, die das ewige Leben als eine Art Preis suchen, und der Einladung Christi, alle Sicherheiten loszulassen, um ihm zu folgen. Der junge Mann, der sich nicht von seinem Reichtum lösen könne, gehe traurig weg. Als Petrus daraufhin frage, was denn diejenigen erhalten werden, die alles hinter sich gelassen haben, verspricht Jesus: Alle, die sich ihm ganz anvertrauen, erhalten das ewige Leben.
Von der Schwierigkeit des Loslassens
Allerdings gibt es da nach der Diagnose des Kapuziners die Schwierigkeit des Loslassens. Sie betreffe uns alle: Wir haben Angst, das zu verlassen, was uns lieb ist, auch wenn das Leben selbst uns dazu zwingt. Jesus lade uns nun dazu ein, diesen Abschnitt sozusagen zu überspringen, indem er die Ewigkeit zu einer bereits gegenwärtigen Realität mache. Schon auf dieser Erde könne man, auch in Leid und Prüfungen, ganz mit Gott leben. „Es geht nicht um Verzicht, sondern um ein intensives Leben, frei von falscher Sicherheit.“
Im Johannesevangelium beschreibt sich Jesus als der Hirte, der seine Schafe zu reichen Weiden führt. „Seine Stimme fordert dazu auf, die Zäune der Angst zu überwinden, um das wahre Leben zu finden“, kommentiert Pasolini. Welche Fülle Jesus verspreche, erweise sich im Zeichen der Brotvermehrung: Das eigentlich Unzureichende wird in den Händen Jesu zur Überfülle.
„Alles kann ewig werden“
„Jesus offenbart, dass das wahre Brot des Lebens er selbst ist. Sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken bedeutet, an seinem Leben teilzuhaben und seine Existenz als unsere eigene anzunehmen.“ So gesehen sei die Eucharistie nicht nur ein Ritual, sondern eine „verwandelnde Vereinigung mit Christus“. Und Ewigkeit sei keine ferne Illusion, sondern eine Realität, die sich schon in unserem Leben verwirkliche, wenn wir lernten, selbst das Wenige, das wir haben, vertrauensvoll anzubieten. „In den Augen Gottes hat jede Geste der Liebe einen unendlichen Wert: Alles kann ewig werden.“
Die Fastenexerzitien mit Pater Pasolini gehen am Freitagvormittag zu Ende.
(vatican news – sk)
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