Parolin: Sorge über Verwerfungen in internationaler Politik
Die „Bemühungen der Menschheit, nach den schrecklichen Konflikten des letzten Jahrhunderts eine Weltordnung zu schaffen, die auf der Zusammenarbeit zwischen den Staaten und dem Multilateralismus beruht“, würden derzeit „ernsthaft in Frage gestellt“, so die Nummer Zwei des Heiligen Stuhls. Parolin äußerte sich auf der Frühjahrsvollversammlung des Dachverbands europäischer Bischofskonferenzen (COMECE).
Zum Ukraine-Konflikt äußerte Parolin, dieser sei „durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine ausgelöst“ worden. Ein Ende des Krieges müsse durch Verhandlungen erreicht werden; dabei sei darauf zu achten, dass der Friede „gerecht und dauerhaft“ sei und im Einklang mit dem Völkerrecht stehe. „Es ist unsere Pflicht, dem zu Unrecht angegriffenen ukrainischen Volk beizustehen, ihm im Rahmen der Möglichkeiten zu helfen und die Kriegsparteien sowie die gesamte internationale Gemeinschaft aufzufordern, sich für eine rasche und gerechte Lösung einzusetzen.“
Mit allen politischen Kräften reden
Zum neuen Parteienbild im EU-Parlament nach den Europawahlen vom Juni letzten Jahres bemerkte Parolin, die Bischöfe sollten „einen offenen und aufrichtigen Dialog mit allen politischen Kräften führen“. Er beklagte, „dass selbst bei christlich geprägten Politikern das Bewusstsein für die Werte, aus denen die Europäischen Gemeinschaften entstanden sind, abnimmt“. Katholische Politiker sollten „mehr Konsequenz bei der Überwindung der Parteilogik“ zeigen.
In Sachen Migrationspolitik bat Kardinal Parolin die Bischöfe, „im Dialog mit den Institutionen der Union dafür zu sorgen, dass wir Migranten nicht nur als Zahlen betrachten, sondern als Menschen mit ihrer eigenen Geschichte, ihren Dramen und Erwartungen“.
Der engste Mitarbeiter von Papst Franziskus ging auch auf die Verwerfungen zwischen den USA und ihren historischen westlichen Verbündeten ein. „Der außenpolitische Ansatz der neuen US-Regierung stellt die atlantischen Beziehungen in Frage, die seit 1945 entwickelt wurden.“ Zugleich hofft der Vatikan nach den Worten Parolins auf „ein größeres kollektives Bewusstsein für die Rolle und die Verantwortung Europas in der Welt, ohne einer defensiven und reinen Aufrüstungslogik nachzugeben“.
Sich um das Wohl des eigenen Landes und Europas zu kümmern, entbinde europäische Politiker nicht davon, „an das Wohl der gesamten Menschheit zu denken und sich für die ganzheitliche Entwicklung aller einzusetzen“. Moralische Verpflichtungen wie die humanitäre Hilfe und die Entwicklung der ärmsten Länder, die Achtung der Menschenrechte und der Schutz der Umwelt dürften nicht vernachlässigt werden.
(vatikan news – sk)
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