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Kardinal Ravasi im Petersdom Kardinal Ravasi im Petersdom 

Kardinal und Philosoph diskutieren über Paulus’ Römerbrief

In einem außergewöhnlichen Dialog haben Kardinal Gianfranco Ravasi und der Philosoph Umberto Galimberti am Montagabend im Petersdom zentrale Themen des christlichen Denkens erörtert. Im Rahmen der Lectio Petri, einer Vortragsreihe zu den Schriften des Apostels Paulus, widmeten sie sich dem Römerbrief, den Ravasi als ein „theologisches Meisterwerk“ bezeichnete.

Maria Milvia Morciano und Mario Galgano - Vatikanstadt

Ravasi, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur, erklärte, dass Paulus in seinen Briefen existenzielle Themen verhandle: „Was bedeutet es, Mensch zu sein? Welches Verhältnis besteht zwischen Gott und der Gnade? Und welche Rolle spielt die Gerechtigkeit?“ Die Komplexität dieser Fragen spiegele sich in der dichten Sprache des Textes wider.

Er veranschaulichte dies mit einer Reihe griechischer Begriffe: Von σάρξ (sarx, „Fleisch“) über „Sünde“ und „Gesetz“ hin zur χάρις (charis, „Gnade“) und schließlich zur πίστις (pístis, „Glaube“) sowie zur δικαιοσύνη (dikaiosýnê, „Gerechtigkeit“). „Das ist das große Geschenk Gottes“, so Ravasi, „das unsere Schuld tilgt und uns ein neues Sein ermöglicht.“

Konkrete Themen

In einem Interview mit den vatikanischen Medien hob Ravasi zudem die gesellschaftliche Relevanz des Römerbriefs hervor: „Dieser Text behandelt nicht nur theologische, sondern auch sehr konkrete Themen – von Steuerfragen bis hin zum Verhältnis zwischen Juden und Christen.“ Paulus spreche auch über die römische Gemeinde, die aus Christen unterschiedlicher sozialer Schichten bestand, was den Text zu einem Spiegel der gesellschaftlichen Realitäten seiner Zeit mache.

Galimberti: „Freiheit des Glaubens statt absolute Gewissheit“

Umberto Galimberti, Philosoph und Psychotherapeut, nähert sich dem Glauben aus einer nicht-religiösen Perspektive, betonte jedoch die Notwendigkeit eines offenen Dialogs. Er verwies auf Thomas von Aquins Auffassung, dass der Glaube nicht durch Vernunft, sondern durch den Willen genährt werde. „Wer glaubt, tut dies, weil er glauben will. Doch das bedeutet auch, dass sein Verstand unruhig bleibt, immer suchend.“

Für Galimberti ist diese Unsicherheit entscheidend für den interreligiösen Dialog: „Wenn ich einem Gläubigen begegne, der in Ehrfurcht und Zweifel glaubt, kann ich mit ihm reden. Aber wer von sich behauptet, die absolute Wahrheit zu besitzen, mit dem ist kein Dialog möglich.“

Er warnte zudem davor, dass das Christentum zu einer bloßen „ethischen Agentur“ werde, die sich mit gesellschaftlichen Themen wie Sexualmoral und Bildung beschäftige, aber ihre spirituellen Wurzeln vernachlässige. „Gott ist nicht mehr im Zentrum, der Himmel scheint leer zu sein.“

Das Christentum als Religion des Körpers

Besonders faszinierend fand Galimberti die christliche Vorstellung der Inkarnation: „Im Gegensatz zu anderen monotheistischen Religionen, in denen Gott absolute Transzendenz bleibt, wird er im Christentum Mensch.“ Diese Verkörperung sei zentral für die gesamte christliche Theologie:

„Die ersten Christen kannten das Konzept der Seele nicht, das stammt von Platon. Das Christentum ist keine Religion der Seele, sondern des Körpers. In der Eucharistie essen wir nicht die Seele Christi, sondern seinen Leib und sein Blut. Und wenn wir das Glaubensbekenntnis sprechen, bekennen wir uns nicht zur Unsterblichkeit der Seele, sondern zur Auferstehung des Fleisches.“

Ein außergewöhnlicher Austausch

Das Gespräch zwischen Kardinal Ravasi und Umberto Galimberti verdeutlichte die Relevanz des Römerbriefs in der heutigen Zeit. Trotz unterschiedlicher Ansätze fanden beide einen gemeinsamen Nenner: den Wert des Dialogs, der nur durch Offenheit und gegenseitigen Respekt möglich ist. Galimberti fasste es treffend zusammen: „Glaube ist ein unsicherer, niemals abgeschlossener Weg. Und er kann nur in der Liebe existieren.“

(vatican news)

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