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P. Paolo Benanti P. Paolo Benanti 

Vatikan: KI und der Wandel von Arbeit und Gesellschaft

Pater Paolo Benanti hat auf den Sozialplanungstagen 2025 der Katholischen Aktion in Rom die grundlegende Veränderung unseres Verhältnisses zu Objekten durch die Verknüpfung mit Software analysiert. Er hat dabei die weitreichenden Folgen für Arbeit, Gesellschaft und Rechtsstaatlichkeit skizziert.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Die Beziehung, die wir zu den Objekten haben, die Arbeit und Demokratie ermöglichen, ist mit Software verknüpft.“ Mit diesen Worten eröffnete Pater Paolo Benanti, Professor für Bioethik und Technologieethik an der Päpstlichen Universität Gregoriana, seine Analyse der Herausforderungen und Chancen der künstlichen Intelligenz auf den Sozialplanungstagen 2025 in Rom.

Benanti verdeutlichte, dass sich der Besitz von Objekten wie Mobiltelefonen zunehmend auf ihre Hardware beschränkt, während die Software lediglich lizenziert wird. „Hier beginnt die Trennung zwischen Besitz und Lizenz eine neue Fähigkeit einzuführen, sich auf Objekte zu beziehen“, erklärte er. Diese Entwicklung habe nicht nur tiefgreifende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, sondern auch auf gesellschaftliche Strukturen und die Durchsetzung von Rechten.

Software als neue Realität

Die Abhängigkeit von Software definiert heute die Funktionsfähigkeit vieler Objekte und damit die Realität selbst. Wenn diese Software nicht funktioniert, verändert sich laut Benanti die Natur dieser Realität. „Unter diesen Bedingungen bedeutet die Infragestellung der Natur der Software und der künstlichen Intelligenz, die Fähigkeit zur Durchsetzung von Rechten und die Beziehungen zwischen Menschen in Frage zu stellen“, so Benanti.

Immer mehr Kameras in der Öffentlichkeit
Immer mehr Kameras in der Öffentlichkeit

Besonders heikel sei das Spannungsverhältnis zwischen dem Rechtsstaat und der algorithmischen Standardisierung. Algorithmen könnten Verhalten beeinflussen, ohne den grundlegenden Regeln eines rechtsstaatlichen Systems zu folgen. Dies stelle eine Herausforderung für demokratische Prinzipien und gesellschaftliche Normen dar.

Auswirkungen auf die Arbeitswelt

Benanti ging auch auf die massiven Veränderungen in der Arbeitswelt ein, die durch den Einsatz künstlicher Intelligenz und Automatisierung entstehen. „Es gibt Bankengruppen, die sich eines Arbeitskräfteüberschusses von 82 Prozent bewusst sind“, führte er aus. Gleichzeitig wies er auf die Gegensätze hin, die durch diese Technologien verstärkt werden. Während in manchen Branchen Arbeitsplätze in großem Umfang wegfallen, liefern andere, wie etwa Essenslieferdienste, ein Bild von prekärer Beschäftigung, bei der Menschen die grundlegenden Tätigkeiten übernehmen.

„Das Problem wird die Ungleichheit oder der Wandel sein, der in die Arbeitswelt eingeführt wird und eine Umverteilung des Reichtums mit sich bringt, über die noch verhandelt werden muss“, schlussfolgerte Benanti.

Ein Appell zum Nachdenken

Mit seiner Analyse rief Benanti zu einer grundlegenden Auseinandersetzung mit den ethischen und sozialen Implikationen der künstlichen Intelligenz auf. Die Gesellschaft müsse sich mit der Frage auseinandersetzen, wie Rechte, Arbeitsbedingungen und der Umgang mit neuen Technologien gestaltet werden können, um soziale Gerechtigkeit und demokratische Werte zu wahren.

(sir - mg)

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18. Januar 2025, 12:08