VATICAN-RELIGION-POPE

Allerheiligen: Papst erhebt Newman zum Kirchenlehrer

Papst Leo XIV. hat am Hochfest Allerheiligen eine heilige Messe auf dem Petersplatz gefeiert. Dabei erhob er den Theologen John Henry Newman (1801-1890) zum Kirchenlehrer und zum Ko-Patron katholischer Schulen.

Tausende von Menschen nahmen bei strahlendem Sonnenschein an dem seltenen Ereignis teil. Der Titel eines Kirchenlehrers wird nur sehr selten verliehen; Newman war ein anglikanischer Priester und ein bekannter Intellektueller, als er 1845 zum katholischen Glauben konvertierte. Seine Lehre über die Freiheit des Gewissens und über Entwicklung im Glauben wurde von Rom speziell unter Pius IX. misstrauisch beäugt, doch machte Leo XIII. Newman 1879 zum Kardinal. Papst Benedikt XVI., der Newman als Vertreter einer modernen Theologie schätzte, sprach ihn 2010 in Birmingham selig.

Zum Nachhören - was der Papst sagte

Nun also wurde der englische Theologe, der es sich bei der Suche nach der Wahrheit nie einfach gemacht hat, in die exklusive Riege der Kirchenlehrer aufgenommen, auf einer Stufe mit Gregor dem Großen oder Hildegard von Bingen. An der Feier auf dem Petersplatz nahmen auch einige Repräsentanten der anglikanischen Kirche teil, namentlich Erzbischof Stephen Cottrell von York. Die britische Regierung wurde durch den stellvertretenden Ministerpräsidenten David Lammy vertreten.

Die Feier im Vatikan
Die Feier im Vatikan   (@Vatican Media)

„Beeindruckende kulturelle und geistliche Größe Newmans“

Ansonsten füllten aber vor allem Lehrer, Dozenten und Erzieher aus vielen Teilen der Welt die Piazza, denn die Messfeier des Papstes galt auch der Heilig-Jahr-Feier der Pädagogen. Das war kein bloßes Anhängsel an die Newman-Erhebung, denn der neue Kirchenlehrer ist von diesem Sonntag an auch, zusammen mit dem hl. Thomas von Aquin, Ko-Patron aller, die am Bildungs- und Erziehungsprozess beteiligt sind. Als Leo XIV. die lateinische Formel verlas, mit der Newman zum Kirchenlehrer erklärt wurde, brandete auf dem Petersplatz Beifall auf.

„Die beeindruckende kulturelle und geistliche Größe Newmans wird inspirierend sein für kommende Generationen...“

In seiner Predigt sagte der Papst: „Die beeindruckende kulturelle und geistliche Größe Newmans wird inspirierend sein für kommende Generationen, deren Herzen sich nach Unendlichkeit sehnen und die bereit sind, mittels Forschung und Erkenntnis jene Reise unternehmen, die uns, wie die Alten sagten, per aspera ad astra, also durch Mühen zum Erfolg führt.“

Die Feier im Vatikan
Die Feier im Vatikan   (@Vatican Media)

Das begeisterte Leben...

Leo rief die Zuhörenden auf dem Petersplatz dazu auf, trotz der Komplexität unserer Zeit „begeistert zu leben“. Schulen und Universitäten sollten „Werkstätten der Prophetie“ sein, wo Hoffnung gelebt und „beständig weitererzählt“ werde. „Die gegenwärtigen Herausforderungen scheinen manchmal unsere Möglichkeiten zu übersteigen, aber so ist es nicht. Lassen wir uns nicht vom Pessimismus überwältigen!“

Angesichts der „Dunkelheit des Nihilismus“ um uns herum sollten Christen sich an John Henry Newman halten, der auch der Autor eines Hymnus mit dem Titel „Lead, kindly light“ („Führ, freundlich Licht”) war. „In diesem wunderbaren Gebet erkennen wir, dass wir weit von zu Hause entfernt sind, dass unsere Füße wanken und dass wir den Horizont nicht klar ausmachen können. Doch nichts davon hält uns auf, denn wir haben unseren Wegweiser gefunden: ‚Führ freundlich Licht, im Ring der Dunkelheit führ du mich an!‘“

Die Feier im Vatikan
Die Feier im Vatikan   (@Vatican Media)

... und das freundliche Licht

Es sei die Aufgabe von Lehrern und Erziehern, dieses „freundliche Licht“ weiterzugeben, in Treue zum Evangelium. „Deshalb möchte ich euch sagen: Entkräften wir die falschen Gründe für Resignation und Ohnmacht und machen wir in der Welt von heute die starken Gründe für die Hoffnung bekannt. Betrachten und zeigen wir Zusammenhänge auf, die Licht und Orientierung in unserer von so vielen Ungerechtigkeiten und Unsicherheiten verdunkelten Gegenwart vermitteln.“

Newman sei davon überzeugt gewesen, dass jeder Mensch im großen Ganzen einen Auftrag auszuführen und deshalb eine eigene Würde habe. „Das Leben wird nicht dadurch hell, dass wir reich, schön oder mächtig sind“, kommentierte Papst Leo. „Es wird hell, wenn einer in sich diese Wahrheit entdeckt: Ich bin von Gott gerufen, ich habe eine Berufung, ich habe eine Mission, mein Leben dient etwas, das größer ist als ich! … Wir können daher sagen, dass die Bildung und Erziehung aus christlicher Sicht allen hilft, heilig zu werden. Nichts weniger.“

(vatican news – sk)

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01. November 2025, 11:56