Papst Leo XIV. Papst Leo XIV.  (@Vatican Media)

Papst Leo XIV.: „Die Kirche muss nahe bei den Menschen bleiben“

Papst Leo XIV. hat an diesem Samstagvormittag im Vatikan die Gläubigen und Bischöfe aus den Diözesen der Toskana auf dem Petersplatz begrüßt, begleitet von Pilgern aus Camerino-San Severino Marche, Fabriano-Matelica, Lanciano-Ortona und San Severo.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Der Anlass war ein Jubiläumspilgerweg, der – so der Papst – eine „schöne Gelegenheit ist, gemeinsam das Glaubensbekenntnis zu erneuern und die gemeinschaftliche und kirchliche Dimension der Nachfolge Christi zu leben“. Leo XIV. erinnerte daran, dass die Kirche Christi „in den konkreten Diözesen Gestalt annimmt, uns aber zugleich zur Katholizität ruft: dazu, uns als eine einzige Familie Gottes zu fühlen, jenseits menschlicher Grenzen und Identitäten“.

Zum Hören: Papst Leo XIV.: „Kirche muss nahe bei den Menschen bleiben“ (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)
Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Ein gemeinsamer Weg der Evangelisierung

Der Papst forderte die Diözesen auf, „gemeinsam neue pastorale Wege zu finden, um die Frohe Botschaft heute mit frischer Kraft zu verkünden“. Dazu gehöre es, aktuelle Herausforderungen anzugehen – etwa die Katechese, den Rückgang der Priesterberufungen, die aktive Beteiligung der Laien oder die Nähe zu Familien, Armen und Arbeitern.

Mit Blick auf die laufenden Zusammenlegungen einiger Diözesen in der Toskana und den Marken betonte Leo XIV., dass es dabei „nicht um Zahlen, sondern um Qualität“ gehe. Er rief die Verantwortlichen zu einem „echten synodalen Prozess“ auf, der gemeinsame Unterscheidung, ehrlichen Dialog und konkrete Erprobungen ermögliche. „Synodalität bedeutet, miteinander zu gehen, einander zuzuhören und den Weg des Geistes gemeinsam zu erkennen“, sagte der Papst.

„Synodalität bedeutet, miteinander zu gehen, einander zuzuhören und den Weg des Geistes gemeinsam zu erkennen.“

Er lobte bestehende Kooperationen – etwa bei kirchlichen Gerichten oder der Priesterausbildung – und ermutigte, diesen Weg fortzusetzen: „Diese Erfahrungen können uns helfen, die Zukunft zu erkennen.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Die toskanische Seele zwischen Kultur und Glauben

In einem besonderen Abschnitt wandte sich Leo XIV. an das Volk der Toskana – eine Region, die er als „außergewöhnliche Wiege der Kultur und der Kunst“ würdigte, die „unauslöschliche Spuren des Mittelalters und der Renaissance bewahrt“ und Persönlichkeiten wie Dante Alighieri, Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti hervorgebracht habe.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Gleichzeitig erinnerte er daran, dass die Toskana auch „Trägerin einer reichen christlichen Geschichte“ sei, mit Heiligen wie Katharina von Siena und Gemma Galgani. Doch, mahnte der Papst: „Diese große Erbschaft darf uns nicht dazu verleiten, nur zurückzuschauen und die Herausforderungen der Gegenwart zu übersehen.“

Heute brauche es „Mut und Leidenschaft für die christliche Bildung und neue Begeisterung für die Evangelisierung“.

Eine Kirche an der Seite der Arbeitenden

Besonders eindringlich sprach Leo XIV. über die soziale und wirtschaftliche Krise in Italien und die Lage vieler Arbeitnehmender: „Ich ermutige euch, eine Kirche der Nähe zu sein – eine Kirche, die den Sorgen und Mühen der Menschen zuhört.“

Unter Berufung auf Papst Paul VI. sagte Leo XIV.: „Die christliche Gemeinschaft muss im Arbeitsleben nicht nur präsent, sondern brüderlich und aktiv engagiert sein – mit klarem Verstand, wachsamer Unterscheidung und offenem Dialog.“ Die Kirche müsse „Kirche im Territorium“ sein, „Kirche bei den Häusern, Kirche in den Fabriken, Kirche beim Menschen“.

Mit Blick auf die Toskana, wo viele kleine und mittlere Unternehmen unter der Wirtschaftskrise leiden, sagte der Papst: „Es schmerzt zu sehen, dass so viele Arbeiter entlassen werden oder in Unsicherheit leben.“ Er forderte eine „barmherzige, inkarnierte Kirche, die im konkreten Leben der Menschen gegenwärtig ist und prophetisch die Bedeutung der Arbeit für alle betont“, denn Arbeit sei „eine unverzichtbare Dimension des gesellschaftlichen Lebens“ (Fratelli tutti, 162).

„I care“ – Eine Kirche, der die Menschen am Herzen liegen

Am Ende erinnerte Leo XIV. an den toskanischen Priester Don Lorenzo Milani, den Papst Franziskus als „Zeugen und Deuter des sozialen und wirtschaftlichen Wandels“ bezeichnet hatte. Milanis Lebensmotto „I care“ – „Mir liegt etwas am anderen“ – sei, so Leo XIV., eine Botschaft, die heute aktueller denn je ist.

„Ich ermutige euch, nicht stehen zu bleiben, sondern mitzuwirken, damit die Kirche das Gesicht einer Gemeinschaft zeigt, der das Leben der Menschen am Herzen liegt – besonders das der Armen“, sagte der Papst abschließend.

Er vertraute alle Anwesenden der Fürsprache der Jungfrau Maria an, spendete den apostolischen Segen und wünschte: „Einen guten Pilgerweg euch allen!“

(vatican news)

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

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11. Oktober 2025, 12:07