Aschermittwoch: Gebet, Fasten und Umkehr für eine gerechtere Welt
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Mit einer Bußprozession mit Stationsgottesdienst auf dem Aventin wurde am Aschermittwoch in Rom die diesjährige Fastenzeit eröffnet. Die traditionelle Bußprozession auf einem der sieben Hügel, auf denen das Alte Rom erbaut war, begann am späten Nachmittag in der Benediktinerkirche Sant'Anselmo und zog am Sitz des Malteser-Ritterordens vorbei nach Santa Sabina: einer der vielen Gedenkstätten der Märtyrer, die das Fundament der Kirche von Rom bilden.
Unter dem altehrwürdigen Gewölbe dieses antiken Gotteshauses feiern die Päpste jedes Jahr den Beginn der Fastenzeit mit einer Messe, bei der auch das Aschenkreuz ausgeteilt wird. Da Papst Franziskus seit fast drei Wochen wegen einer akuten Atemwegserkrankung im Krankenhaus liegt, musste er sich dieses Jahr vertreten lassen. Bußprozession und Messe wurden von Kardinal Angelo De Donatis geleitet. 2024 hatte Papst Franziskus den italienischen Kirchenmann zum Vorsteher der Apostolischen Pönitentiarie ernannt, die neben der Rota Romana und der Apostolischen Signatur zu den drei obersten Gerichtshöfen der katholischen Kirche zählt.
Bevor er die Predigt verlas, waren die Gedanken des Kardinals bei Papst Franziskus, der das Aschenkreuz dieses Jahr in der Gemelli-Klinik empfangen musste. „Wir fühlen uns in diesem Augenblick zutiefst mit ihm verbunden und danken ihm dafür, dass er sein Gebet und sein Leiden für das Wohl der ganzen Kirche und der ganzen Welt aufopfert“, so De Donatis wörtlich.
Die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens
„Da wir aus Asche und Erde geschaffen sind, erleben wir die Zerbrechlichkeit in der Erfahrung von Krankheit, in der Armut, im Leid, das manchmal unvermittelt über uns und unsere Familien hereinbricht,“ bringt der von Kardinal De Donatis verlesene Predigttext die Tragik des menschlichen Daseins auf den Punkt. „Und dass wir zerbrechlich sind, erkennen wir ebenso, wenn wir uns im sozialen und politischen Leben unserer Zeit jenem „Feinstaub“ ausgesetzt sehen, der die Welt verschmutzt: ideologische Gegensätze, die Logik des Machtmissbrauchs, die Rückkehr vergangener identitärer Ideologien, die den Ausschluss anderer zum Inhalt haben, die Ausbeutung der Ressourcen der Erde, Gewalt in all ihren Formen und Krieg zwischen den Völkern.“
Die in unserer Zeit weit verbreitete Unsicherheit und Angst vor der Zukunft mache ein friedliches Zusammenleben schwer, und das Drama des Todes zeige uns die Vorläufigkeit und Zerbrechlichkeit unseres Lebens. Doch die Fastenzeit sei auch „eine Einladung, die Hoffnung in uns neu zu entfachen.“
Wörtlich heißt es im Predigttext dazu:
„Die Asche erinnert uns also an die Hoffnung, zu der wir berufen sind, weil Jesus, der Sohn Gottes, sich mit dem Staub der Erde verbunden und ihn zum Himmel erhoben hat. Und er ist in die Abgründe dieses Staubes hinabgestiegen, um für uns zu sterben und uns mit dem Vater wieder zu versöhnen, wie wir es vom Apostel Paulus gehört haben: »Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht«.“
Unsere Bedürftigkeit erkennen
In einer Welt, die oft auf Selbstgenügsamkeit setzt, erinnere uns das Gebet daran, dass wir die göttliche Gnade brauchen, um unser Leben und die Welt um uns herum zu verändern. Es ginge also darum, unser Leben wieder auf Gott auszurichten, indem wir uns selbst zum Zeichen der Hoffnung machen. Und wie das aussehen kann, wird in der von Kardinal De Donatis verlesenen Predigt abschließend wie folgt beschrieben:
„Lernen wir durch das Almosengeben, aus uns selbst herauszugehen, um die Bedürfnisse der anderen zu teilen und die Hoffnung auf eine gerechtere Welt zu nähren; lernen wir durch das Gebet, uns selbst als gottesbedürftig zu entdecken oder, wie Jacques Maritain sagte, als „Bettler des Himmels“, um die Hoffnung zu nähren, dass uns inmitten unserer Zerbrechlichkeit und am Ende unserer irdischen Pilgerreise ein Vater mit offenen Armen erwartet; lernen wir durch das Fasten, dass wir nicht nur leben, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen, sondern dass wir nach Liebe und Wahrheit hungern und dass nur die Liebe Gottes und die Liebe untereinander uns wirklich sättigen und uns auf eine bessere Zukunft hoffen lassen kann.“
(vaticannews – skr)
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