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Papst Franziskus in der Interview-Sendung mit Moderator Fabio Fazio Papst Franziskus in der Interview-Sendung mit Moderator Fabio Fazio 

Papst kündigt an: Eine Frau wird Vatikan-Governatorat leiten

Papst Franziskus war an diesem Sonntag erneut zu Gast in der populären italienischen Fernsehsendung „Che tempo che fa“. Im Interview mit Moderator Fabio Fazio kündigt er an, dass die derzeitige „Nummer 2“ in der Vatikanverwaltung des Governatorates, die Ordensfrau Raffaela Petrini, ab kommenden März an dessen Spitze stehen wird.

Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere aktuelle Themen wie der Waffenstillstand im Gaza-Konflikt, das Heilige Jahr und Nachrichten über geplante Massenabschiebungen von Migranten aus den USA besprochen. Franziskus hatte in der gleichen Sendung bereits 2022 ein Interview gegeben, ein zweites folgte 2024. An diesem Sonntagabend war er erneut mit einem etwa einstündigen Interview vertreten - auch eine Gelegenheit, seine neue Autobiographie mit dem Titel „Spera“ – „Hoffe“ vorzustellen. Das von dem Journalisten Carlo Musso herausgegebene Werk wurde jüngst vom italienischen Verlag Mondadori veröffentlicht und darüber hinaus in zahlreichen Sprachen, darunter auch Deutsch, publiziert: ein „sehr delikates“ Buch, das aus vielen Geschichten bestehe, „die ein Gefühl dafür vermitteln, wie ich bin“, so der Papst.

Zum Nachhören - was der Papst sagte

Schwester Petrini wird Governatorats-Präsidentin

Nachdem er die Zuschauer mit Blick auf seinen am vergangenen Donnerstag geprellten Arm beruhigt hat („Es geht besser“), kündigt Franziskus quasi beiläufig an, dass ab diesem März - nach dem Rücktritt des derzeitigen Präsidenten, Kardinal Fernando Vergéz Alzaga - Schwester Raffaella Petrini Präsidentin des vatikanischen Governatorats wird. Damit hebt er eine weitere Frau an die Spitze einer wichtigen Vatikaneinrichtung, nach der jüngsten Ernennung von Schwester Simona Brambilla zur Präfektin des Dikasteriums für das geweihte Leben.

„Die Arbeit der Frauen in den Kurieneinrichtungen ist etwas, das sich langsam entwickelt hat und gut verstanden worden ist. Jetzt haben wir viele von ihnen“, kommentiert Franziskus in der Interviewsendung. Und bei der Aufzählung der Aufgaben, die im Vatikan weiblichen Persönlichkeiten anvertraut wurden, fügt er hinzu: „Im Governatorat ist die Vize, die im März Präsidentin wird, eine Ordensfrau...“ „Die Frauen wissen besser zu verwalten als wir“, schließt er.

Sr. Raffaella Petrini mit Papst Franziskus
Sr. Raffaella Petrini mit Papst Franziskus

US-Pläne zur Massenabschiebung von Einwanderern

Franziskus antwortet in der Sendung auch auf eine Frage zu den Vereinigten Staaten, was einen möglichen Plan zur Massenabschiebung von Einwanderern nach der Vereidigung von Präsident Donald Trump betrifft. Würde sich diese Planung als konkret herausstellen, wäre das eine „Schande“, kommentiert Franziskus, weil „die armen Teufel, die nichts haben, die Rechnung für das Ungleichgewicht bezahlen müssen“.

Die Aufnahme von Migranten und die sinkende Geburtenrate

Zum Thema Migration wiederholt Papst Franziskus die „vier Verben“, um dem Phänomen würdig zu begegnen: „Der Migrant muss aufgenommen, begleitet, gefördert und integriert werden“, so der Pontifex. Und er kehrt zu dem ihm am Herzen liegenden Thema der sinkenden Geburtenraten zurück, wobei er auf Italien blickt, wo das Durchschnittsalter „46 Jahre“ beträgt. Wenn es „keine Kinder" gibt, sollte man Migranten aufnehmen, schlägt er vor.

Die Zwei-Staaten-Lösung und die Bedeutung des Friedens

In dem Interview wird auch der Krieg im Nahen Osten angesprochen, mit dem Beginn des Waffenstillstands in Gaza und der Freilassung von drei weiblichen Geiseln der Hamas. Wie schon beim Angelus am Mittag dankt der Papst den Vermittlern: „Sie sind gut“, lobt er, dann geht er auf die vom Vatikan schon lange bevorzugte Möglichkeit der Zwei-Staaten-Lösung ein: „Ich glaube, das ist die einzige Lösung. Die einen sind bereit, die anderen nicht“, kommentiert er. „Der Frieden“, fügt er hinzu, „ist dem Krieg überlegen“, allerdings erfordere es „Mut“, ihn zu schließen, denn „oft verliert man etwas, aber man gewinnt mehr“. Der Krieg hingegen „ist immer eine Niederlage“, betont der Papst zum wiederholten Mal, bekräftigt den Wert von Verhandlungen und prangert die „großen“ Einnahmen der Waffenfabriken an, die „zur Zerstörung“ führen.

Vergesst die Häftlinge nicht

Der Papst spricht dann von der Hoffnung, die im Mittelpunkt des Heiligen Jahres steht: Sie sei „der Anker am Ufer“, an dem man sich festhalten kann, betont er, wobei er ein in seiner Predigt bei der Öffnung der Heiligen Pforte im Gefängnis von Rebibbia verwendetes Bild aufgreift. Eine noch nie dagewesene Geste, die dem Papst ein Anliegen war, „weil ich die Gefangenen immer im Herzen trage“. „Vergesst die Häftlinge nicht“, lautet sein Appell, „so viele, die draußen sind, sind schuldiger als sie“.

Scham und Trauer über den Holocaust

Wenige Tage vor dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar sagt der Papst, er empfinde „ein Gefühl des Mitleids und der Scham“ für die Tragödie, die er 2016 bei einem Besuch in Auschwitz hautnah miterleben konnte, mit Geschichten, Filmen und dem Zeugnis der „großen Dame“ Edith Bruck, einer 92-jährigen ungarischen Dichterin, die die Shoah überlebt hat, mittlerweile in Rom lebt und mit der Franziskus sich öfter -sogar auch in ihrer Wohnung- getroffen hat.

Papst Franziskus besuchte Edith Bruck am 20.2.2021 in ihrer römischen Wohnung
Papst Franziskus besuchte Edith Bruck am 20.2.2021 in ihrer römischen Wohnung

Missbrauch, Jugend, Sünde

In dem Interview wurde aber auch anderen Themen Raum gegeben: dem Missbrauch, „ein sehr großes Übel“, gegen das wir „so sehr kämpfen“ müssen; den Notlagen der Jugendlichen, die wir „begleiten“ müssen; der Nähe zu „jedem, jedem“, ohne „Engelhaftigkeit“ und ohne „alles auf die Sünden des Fleisches zu schieben“. „Es widert mich an, wenn manche in der Beichte immer danach suchen“, sagt der Papst, der wiederholt: „Es gibt keine Sünde, die nicht vergeben werden kann; es gibt sie nicht. Denn Gott will alle bei sich haben, als Kinder, als Geschwister unter uns“.

Das „erste Stolpern“ in der Sixtinischen Kapelle

Schließlich erzählt Papst Franziskus noch kuriose Anekdoten wie das „erste Stolpern“ auf einer Stufe in der Sixtinischen Kapelle, unmittelbar nach der Wahl, um einen Kardinal im Rollstuhl zu begrüßen: „Der unfehlbare Papst begann mit einem Missgeschick: Er stolperte!“. Abschließend eine Bitte für das Heilige Jahr: „Lasst diese Gelegenheit nicht verstreichen. Vorwärts und Mut. Und verliert nicht euren Sinn für Humor“.

(vatican news - sc/cs)

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19. Januar 2025, 22:32