Von Maria das Hören auf Gottes Wort lernen
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Dabei bemühte er sich in der vatikanischen Audienzhalle, den Pilgern und Besuchern „die verwandelnde Kraft des Wortes Gottes“ vor Augen zu führen, das nicht nur die Vorhöfe des Tempels erreiche, sondern auch das ärmliche Haus der Maria in Nazareth.
„Dorthin also bringt der Engel eine Botschaft von völlig unerhörter Form und Inhalt, so sehr, dass Marias Herz erschüttert, verstört ist. Anstelle des klassischen Grußes ‚Friede sei mit dir‘ wendet sich Gabriel an die Jungfrau mit der Aufforderung ‚Jauchze auf, freue dich!‘ Das ist ein Appell, der in der biblischen Geschichte sehr beliebt ist; die Propheten verwenden ihn, wenn sie der Tochter Zions das Kommen des Messias ankündigen.“
Biblische Echos
Auch für das „Fürchte dich nicht“, das der Engel zu Maria sagte, machte Franziskus biblische Vorbilder ausfindig: in der Geschichte Abrahams, bei Mose und bei Josua. „Und er sagt es auch zu uns: Fürchte dich nicht, mache weiter, fürchte dich nicht! - ‚Padre, ich habe Angst vor diesem oder jenem... Entschuldigen Sie, Padre, ich sage Ihnen die Wahrheit: Ich gehe zu einer Wahrsagerin und lasse mir aus der Hand lesen... - Bitte, habt keine Angst! Fürchtet euch nicht! Habt keine Angst! ‚Ich bin dein Begleiter auf dem Weg': Das sagt er zu Maria. “
Der Erzengel Gabriel habe, gestützt auf zahlreiche Bibelstellen, die Geburt des Messias durch Maria angekündigt. „Diese Art der Mutterschaft erschüttert Maria bis ins Mark. Und als intelligente Frau, die in der Lage ist, in den Ereignissen zu lesen (vgl. Lk 2,19.51), sucht sie zu verstehen, zu erkennen, was ihr widerfährt. Maria sucht nicht nach außen, sondern nach innen. Und dort, tief in ihrem offenen und empfindsamen Herzen, hört sie die Einladung, Gott ganz zu vertrauen.“
Die unbeantwortete Frage von Benedikt XVI.
In seinen Jesusbüchern hat sich auch Franziskus‘ Vorgänger Benedikt XVI. mit dieser Szene in Nazareth beschäftigt. „Rätselhaft“ nennt er die Reaktion Mariens, die den Engel fragt, wie das von ihm Verheißene denn geschehen könne. „Eine einleuchtende Antwort darauf ist von der modernen Exegese nicht gefunden worden.“ Das „Rätsel“ oder „Geheimnis“ der Anfrage Mariens blieb für den deutschen Theologenpapst bestehen.
Auf dieses „Rätsel“ ließ sich Franziskus an diesem Mittwoch nicht weiter ein. Stattdessen würdigte er Marias Vertrauen. „Sie stellt sich in den Dienst – sie ist von allem erfüllt…“ Man könne von ihr lernen, wie man seine Ohren für das göttliche Wort öffne und sein Herz zu einem „Tabernakel seiner Gegenwart“ mache.
Erinnerung an Gebetswoche für Ökumene
In einem eigenen Grußwort an Audienzteilnehmende aus dem deutschen Sprachraum ging Franziskus auch auf die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen ein. „Diese Einheit ist nicht das Ergebnis unserer Tuns, sondern ein Geschenk, um das wir den Vater bitten müssen, damit die Welt an seinen eingeborenen Sohn, Christus, den Erlöser, glaubt.“
In seinen Grüßen an polnische Gäste in der Audienzhalle erinnerte der Papst an den Tag der Großeltern, der in Polen am kommenden Wochenende begangen wird. „Möge er die Gelegenheit dazu bieten, den Bund zwischen den Generationen aufzubauen und zu stärken! Bitte denkt in euren Gebeten auch an die alten Menschen in der Ukraine, die die Tragödie des Krieges erleben…“
(vatican news)
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