St. Galler Bischof über Kirchenstatistik: „Nicht Rückzug, sondern Dialog“
Mario Galgano - Vatikanstadt
„Es ist wichtig, die Zahlen ernst zu nehmen, wahrzunehmen, keine Angst zu haben vor Veränderungen“, sagte Grögli im Gespräch. Veränderungen würden so oder so kommen. „Wir können nicht zu klein denken nur für eine Pfarrei, sondern wir müssen in größeren Zusammenhängen denken.“ Besonders deutlich zeige sich die Krise in der Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation: „Die Zahl der kirchlichen Trauungen geht zurück, die Zahl der Taufen geht zurück. Das heißt für uns: Wir müssen neue und andere Zugänge zum christlichen Glauben eröffnen.“
Grögli betonte, dass die Kirche nicht bloß „einen Untergang verwalten“, sondern aktiv gestalten wolle. Dazu gehörten neue pastorale Wege, etwa die Möglichkeit für Erwachsene, den Glauben neu zu entdecken. „Wir glauben an eine Zukunft dieser Kirche. Wir möchten, dass Menschen einen Zugang finden können. Wir haben eine Mission.“
Beteiligung der Gläubigen
Ein Schlüssel liegt für den Bischof in der Beteiligung der Gläubigen. „Das Engagement unserer Freiwilligen ist großartig“, so Grögli. Dennoch dürfe man sie nicht als bloßen Ersatz für den Priestermangel sehen. Entscheidend sei vielmehr, dass Christinnen und Christen ihren Glauben dort leben, wo sie arbeiten und wirken: „Die Kirche wird dort in der Nähe bleiben, wo Menschen ihr Christsein engagiert einbringen.“
Von einem jüngst in Rom absolvierten Kurs für neue Bischöfe brachte Grögli die Erfahrung mit, wie unterschiedlich die Herausforderungen weltweit sind – von Militärdiktaturen bis zum Klimawandel. Für die Schweiz aber sei klar: „Die zunehmende Säkularisierung stellt uns vor die Frage, wie wir Kirche in der Zukunft sind. Die Option darf nicht Rückzug heißen, nicht ein geschlossener Kreis, sondern Offenheit im Gespräch mit der Welt.“
Handlungsbedarf
Auch ökumenisch sieht er Handlungsbedarf. Reformierte und Katholiken stünden angesichts ähnlicher Entwicklungen vor denselben Fragen. „Wir sind in vielen Feldern schon eng verbunden – etwa in der Spezialseelsorge in Gefängnissen, Spitälern oder Schulen. Hier müssen wir unter neuen Bedingungen schauen, wie wir dieses Engagement weiterführen können.“
Am Ende stehe für ihn weniger die Statistik im Vordergrund als der Auftrag des Glaubens: „Unsere Aufgabe bleibt, Zeuginnen und Zeugen des Evangeliums zu sein. Wir sollten keine Angst haben vor Veränderungen, sondern das Wesentliche im Blick behalten.“
(vatican news)
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