Österreich: Ehemalige RV-Kollegin Schwabeneder gestorben
„Durch viele Jahre durfte ich sie als Rom- und Vatikanjournalistin des ORF erleben“, schrieb Kardinal Christoph Schönborn in einer ersten Reaktion. „Sie war eine beeindruckende Journalistin und ein warmherziger Mensch.“ ORF-Generaldirektor Roland Weißmann würdigte sie als „eine herausragende ORF-Journalistenlegende“, die mit Kompetenz und Sensibilität über religiöse, gesellschaftliche und politische Entwicklungen berichtet habe.
Eine Karriere zwischen Kirche und Gesellschaft
Schwabeneder wurde 1956 in Linz geboren und studierte Romanistik an der Universität „La Sapienza“ in Rom, wo sie promovierte. Ab 1992 arbeitete sie zunächst in der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan. 1995 wechselte sie zum ORF und war dort zunächst für die Radioprogramme von Österreich 1 tätig. Später prägte sie als Kommentatorin und Sendungsgestalterin die Religionsberichterstattung im Fernsehen mit.
Ab 2007 leitete sie die ORF-Außenstelle in Rom und berichtete als Korrespondentin aus Italien, dem Vatikan und Malta. In dieser Funktion begleitete sie drei Päpste auf ihren Pastoralreisen, kommentierte die Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. und die Amtseinführung von Papst Benedikt XVI. Auch in der ORF-„Pressestunde“ trat sie als Interviewerin in Erscheinung.
Neben ihrer journalistischen Tätigkeit war Schwabeneder auch als Buchautorin aktiv. Ihr Werk „Auf der Flucht – Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers“ (2015) dokumentierte eindringlich die Flüchtlingskrise. 2020 veröffentlichte sie das Buch „Sie packen aus – Frauen im Kampf gegen die Mafia“, in dem sie Frauen porträtierte, die sich gegen das organisierte Verbrechen stellen.
Engagierte Journalistin mit Blick für die Schwachen
Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Hauptabteilung Religion und Ethik, beschrieb Schwabeneder als „zentrale Säule der Religionsberichterstattung“. Sie habe „ihre besondere Aufmerksamkeit dorthin gelenkt, wo Menschenrechte verletzt und Menschenwürde mit Füßen getreten werden“. Auch Paul Wuthe, Medienreferent der Österreichischen Bischofskonferenz, würdigte die Verstorbene als „hochprofessionelle Religionsjournalistin“ und „wunderbaren Menschen“.
Schwabeneder galt als Journalistin mit analytischem Blick und großem Einfühlungsvermögen. Sie führte Interviews mit Persönlichkeiten wie dem Dalai Lama, Cat Stevens, der Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai und dem Schauspieler Richard Gere.
Mit ihrem Tod verliert der ORF eine prägende Stimme der Religions- und Gesellschaftsberichterstattung. Ihr Vermächtnis bleibt – in ihren Berichten, Büchern und in der Erinnerung all jener, die sie als Mensch und Journalistin geschätzt haben.
(kap - mg)
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