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Kardinal Christoph Schönborn beim Dankgottesdienst am 18.1.2025 in Wien Kardinal Christoph Schönborn beim Dankgottesdienst am 18.1.2025 in Wien 

Ö: Dankgottesdienst für Kard. Schönborn - Lob von Van der Bellen

Rund 4000 Menschen haben am Samstag mit Kardinal Christoph Schönborn einen Dankgottesdienst für 30 Jahre gemeinsamen Weg im Stephansdom Wien in der Jesuiten- und der Dominikanerkirche gefeiert. Es war das voraussichtlich letzte öffentliche Auftreten von Kardinal Schönborn als Erzbischof. Bundespräsident Van der Bellen würdigte Schönborn als „Mann des Zuhörens, des Dialogs, des Friedens“.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt*

„Wir feiern die Emeritierung von Kardinal Schönborn hier im ehrwürdigen Stephansdom, dem schlagenden Herzen der katholischen Kirche in Österreich. Teil dieser Geschichte sind auch Sie, Herr Kardinal. Seit September 1995, also fast 30 Jahre lang, haben Sie als Erzbischof und später auch als Kardinal die Geschicke der Erzdiözese Wien geleitet. Und 22 Jahre davon, von Juni 98 bis Juni 2020, waren Sie auch Vorsitzender der Bischofskonferenz. Gemessen an der 2000-jährigen Geschichte der Kirche ist das eine kurze Zeit, aber gemessen an der Lebenszeit eines Menschen ist das eine sehr beeindruckende Zeitspanne. Und Sie werden in Kürze wohlverdient den Hirtenstab weiterreichen. Ich glaube (...), Sie können stolz sein. Stolz auf sich", sagte Van der Bellen. Er war - so wie alle österreichischen Bischöfe, Vertreterinnen und Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften, Bundeskanzler Alexander Schallenberg sowie weitere Personen aus Politik und Gesellschaft, zum Dankes- und Abschiedsgottesdienst mit Kardinal Schönborn im Wiener Stephansdom gekommen.

„Auf Seite der Schwachen, der Ausgegrenzten, der Benachteiligten - nicht immer zur Freude der politisch Mächtigen“

Schönborn sei ein Brückenbauer, auch zu anderen Religionsgemeinschaften: „Sehr geehrter Herr Kardinal, Sie haben sich immer für Menschen eingesetzt, die am Rande stehen. Entsprechend den Werten des Evangeliums: Mitgefühl, Nächstenliebe, Sorge für die Armen, Zuwendung zu den Notleidenden.

Hier im Audio: Dankgottesdienst für Kardinal Schönborn - Lob von Van der Bellen (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

Predigt: Unverbesserlich hoffend - grenzenloses Wohlwollen

In seiner Predigt bedankte sich Erzbischof Schönborn bei allen, mit denen er in den letzten 30 Jahren zusammenarbeiten durfte und denen er begegnet ist: „Ohne das gute, gelebte Miteinander hätte ich nie meinen Dienst tun, mein Amt aktiv ausüben können, aus dem ich mich nun bald verabschiede“. Dankbar sei Schönborn auch für das gute Miteinander der Religionen in Österreich. Es sei wichtig, voneinander und auch von der eigenen Religion zu wissen, denn „wir geraten mehr und mehr in einen religiösen Analphabetismus“.

Dank für Religionsfrieden

Kardinal Schönborn blickte zurück auf seine eigene Geschichte: Als Kleinkind war er im Herbst 1945 als Flüchtling nach Österreich gekommen und er sehe mit Dankbarkeit, „wie Jahr für Jahr Menschen - wie ich damals - hier Sicherheit, Arbeit und oft ein neues Leben finden“. Diese Menschen brächten ihre Sprachen, Kulturen und Religionen mit. „Das Gelingen dieses Miteinanders von Eingesessenen und Dazugekommenen ist entscheidend für unsere Zukunft“, so Schönborn weiter. Er erinnerte die Mitfeiernden daran, dankbar dafür zu sein, „dass wir in Frieden leben dürfen. Es ist keine Selbstverständlichkeit. Ein Herz für Flüchtlinge zu haben, gehört zur Menschlichkeit“.

„Ein Herz für Flüchtlinge zu haben, gehört zur Menschlichkeit“

Wie sieht die Zukunft der Christen aus?

Er empfinde am heutigen Tag einen starken Kontrast „zwischen dem freudigen Fest des Dankes, das wir feiern, und dem großen Abschied, den in unserem Land so viele Menschen meist stillschweigend von der Kirche vollziehen“. Obwohl die katholische Kirche in Österreich schrumpfe, die Menschen ohne Bekenntnis mehr würden und andere Religionsgemeinschaften wachsen, sagen zwei Drittel der Menschen, dass sie sich wünschen, dass Österreich ein christliches Land bleibe. „Wie soll das zusammengehen? Wohin geht die Reise?“ Aber die Tatsache, dass nach dem 2. Weltkrieg der Stephansdom und kürzlich Notre-Dame wieder aufgebaut wurden, stimme ihn hoffnungsvoll.

Sendschreiben und Segen

Im Anschluss verlasen eine Vertreterin und ein Vertreter der Erzdiözese ein Sendschreiben an den Erzbischof. Darin drückte sich der große Dank der Diözese für den gemeinsamen Weg aus. „Gott hat Dich gerufen und so viele von uns hast Du gerufen – eingeladen, bestätigt, getauft, gefirmt, ermächtigt, geweiht, gesalbt. Mit Dir versuchten wir, die Welt-Muttersprache Mitgefühl zu erlernen: ein offenes Ohr und ein offenes Herz für alle zu haben, die Zuflucht suchen.“

Nach dem Verlesen des Sendschreibens bildeten elf Männer und Frauen aus der Diözese stellvertretend für alle einen Kreis um den Erzbischof und segneten ihn mit den Worten: „In Weinen und Lachen, in Freude und Schmerz, in Tatkraft und Ratlosigkeit, in Kraft und Ohnmacht segne Dich Gott, der Herr.“

Mehr als 600 Helfer

Mehr als 600 Menschen haben in den verschiedensten Bereichen wie zum Beispiel Blumenschmuck, Musik (ein großer Chor aus 110 Erwachsenen und zwei Kinderchören), Elektrik, Ordnerdienste und Ministranten (130 Jugendliche) zum Gelingen der Feierlichkeiten beigetragen. Auch für die Agape, die im Anschluss an den Dankgottesdienst stattfand, waren zahlreiche Helfende im Einsatz. Bei Würstel, Brot und Chilli con sowie sin carne konnten sich die Mitfeiernden stärken.

*Mit Material (Töne, Fotos, Pressemitteilungen) der Agentur Kathpress/Erzdiözese Wien

(kap/pm - sst)

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19. Januar 2025, 10:18