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Ende Dezember in der Münchner Frauenkirche Ende Dezember in der Münchner Frauenkirche  (AFP or licensors)

D: „Kirche bleibt trotz Austritten relevant“

Kardinal Reinhard Marx sieht die katholische Kirche angesichts der massiv gestiegenen Austrittszahlen vor immensen Herausforderungen. „Wir sind in einem Transformationsprozess, der gewaltig ist: Es geht um die Zukunft der Religion, nicht nur um die der Kirchen.“

„Eine Kirche für sich, das ist eine Häresie“

„Alle Menschen sind im Blick: Das vermisse ich oft“, sagte der Kardinal und betonte: „Eine Kirche für sich, das ist eine Häresie. Nur eine Gemeinschaft, die sagt, wir sind für alle da, nur eine solche Kirche kann politische Relevanz haben.“

Kardinal Marx
Kardinal Marx

Zu denken, die Kirche werde durch die vielen Austritte kleiner, klarer und profilierter, schrumpfe sich sozusagen gesund, lehne er ab: „Das kann es doch nicht sein“, zeigte sich der Erzbischof überzeugt. Fest stehe aber auch, dass „Mehrheit“ nicht identisch sei mit „Relevanz“ und die Kirche auch als Minderheit ihre Botschaft verbreiten könne. Dabei sei ihm ein Gedanke besonders wichtig: „Das Christentum wird nicht in eine gute Zukunft gehen, wenn wir nicht präsentisch deutlich machen können: Das Reich Gottes ist jetzt!“

„Wir bleiben Universalisten“

Die Auseinandersetzung zwischen Christentum und Moderne sei dabei „ein ganz wichtiges Element“, führte der Kardinal weiter aus. Ebenso das „gesamte Feld des Lebens“, mit Themen wie Schöpfung und Klimaschutz: „Da hat die Kirche eine Botschaft, die auch gehört wird.“ Marx erinnerte zudem an die Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus und unterstrich: „Wir bleiben Universalisten: Alle Menschen bleiben Brüder und Schwestern. Wenn wir das aufgeben, haben wir den Kern des Christentums nicht gelebt.“

Ein Stachel im Fleisch der Moderne

„Gottesdienst feiern, in unserer Mitte das absolute Geheimnis feiern: Gott – atemlos, staunend, auch das ist eine politische Botschaft“, erinnerte Marx. Solange die Religion einen Gottesdient feiere, der etwas vom Charakter der Unterbrechung des Alltäglichen deutlich mache, so lange bleibe die Religion frei nach dem Philosophen Jürgen Habermas ein „Stachel im Fleisch der Moderne“. „Das macht mir am meisten Angst, dass die Zahl der Gottesdienst-Besuche abnimmt: Wir brauchen lebendige, ‚powervolle‘ Gottesdienste!“

(pm – sk)
 

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09. Juli 2023, 10:21
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