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Bischof: „War bei Missbrauch nicht aufmerksam genug“

Der katholische Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers hat eigene Fehler im Umgang mit Missbrauch während seiner Zeit als Münsteraner Weihbischof von 2001 bis 2016 eingeräumt.

„Ich bereue meine fehlende Aufmerksamkeit. Deswegen verstehe ich es umso mehr als meine Aufgabe, an einer Veränderung mitzuwirken“, sagte er am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Für die unlängst erschienene Missbrauchsstudie für das Bistum Münster hatte Timmerevers zu Protokoll gegeben, dass ihn der damalige Bischof Reinhard Lettmann Mitte der 2000er Jahre auf die pädophile Neigung eines Priesters in seinem Verantwortungsbereich im oldenburgischen Teil des Bistums hingewiesen, aber keine weiteren Informationen oder Handlungsempfehlungen gegeben hatte. Besagtem Geistlichen wurden laut Studie zahlreiche Missbrauchstaten vorgeworfen.

„Heute weiß ich, dass es ein Fehler war...“

„Heute weiß ich, dass es ein Fehler war, die Andeutung von Bischof Lettmann nicht mit Vehemenz aus der zweiten Reihe nachzuverfolgen. Ich hätte ihn bedrängen müssen, hier Klarheit zu schaffen. Ich habe Handeln unterlassen“, sagte Timmerevers.

„Rückblickend war das falsch. Sie können also von Schuld sprechen. Es liegt nicht an mir, mich ob dieser Schuld zu befreien. Ich bitte aber um Entschuldigung. Mein Handeln soll davon zeugen, daraus gelernt zu haben.“

Timmerevers
Timmerevers

„Nichts unter den Teppich gekehrt“

Zugleich betonte Timmerevers: „Ich bin mir aber auch sicher: Hätte ich einen Hinweis bekommen, dass Pfarrer Franz N. in meinem Verantwortungsbereich während meiner Amtszeit in irgendeiner Form übergriffig geworden wäre, hätte ich gehandelt. Das war nach meiner Kenntnis nicht der Fall.“ Er habe „nichts unter den Teppich gekehrt oder vertuscht.“

„System des Schweigens“

„Mir wird im Rückblick deutlich: Ich bin in ein System des Schweigens hineingewachsen. Das Thema Missbrauch wurde tabuisiert, höchstens subtil angedeutet“, erklärte der Bischof weiter. Auch in den Personalkonferenzen des Bistums sei „nur verklausuliert“ darüber gesprochen worden.

Das Münsteraner Gutachten habe gezeigt, dass „Leitungspersonen genau dieses Tabuisieren eingeübt“ hätten. „Heute kann ich mit einem anderen Standing sagen, dass es so nicht geht“, sagte Timmerevers. Gerade die Perspektive der Missbrauchs-Betroffenen habe ihn „in vielen Gesprächen viel gelehrt“.

(kna – sk)
 

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23. Juni 2022, 10:14
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