
Nigeria: Warum Priester entführt werden
Federico Piana und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Die gesammelten Daten sollen ein Licht auf ein Phänomen werfen, das die westafrikanische Nation mit Blut befleckt. Allerdings sind die Zahlen noch unvollständig, weil der Bericht vorerst nur 40 von 60 Diözesen umfasst und auch Ordensgemeinschaften nicht berücksichtigt. Laut den Autoren der Studie ist dies den knappen finanziellen Mitteln und den eingeschränkten Möglichkeiten des Dialogs mit den Diözesankanzleien und den verschiedenen Ordensinstituten geschuldet.
Bericht noch unvollständig
„Natürlich sind dies nur grobe Anhaltspunkte", kommentiert Pater Michael Banjo, Generalsekretär des katholischen Sekretariats, gegenüber den vatikanischen Medien die Studie. Er berichtet, dass die Diözese Okigwe im Süden die meisten Entführungen zu verzeichnen habe, während die Diözese Kaduna im Zentrum des Landes den traurigen Rekord an getöteten Priestern halte. Und es gibt noch eine weitere beunruhigende Statistik, nämlich die der Mehrfachentführungen: Mindestens sechs Priester wurden demnach mehr als einmal entführt, vermutlich von denselben Banditengruppen.
Warum Priester und Seminaristen in Nigeria eingeschüchtert, entführt und auch ermordet werden? Gründe nennt die Studie nicht, aber Pater Banjo sagt: „Es gibt hauptsächlich zwei Gründe: Wirtschaftliche, die mit Lösegeldforderungen zusammenhängen, und Terrorismus, echte Akte des fundamentalistischen religiösen Terrorismus, etwa durch Boko Haram. Auch geraten in die Fänge der Kriminellen nicht selten auch Nichtchristen“.
Bischofskonferenz apelliert an Regierung und Priester
Die nigerianischen Bischöfe haben daher alle Priester zu einem einfachen Lebensstil aufgefordert, um keine Kriminellen anzuziehen. Sie haben auch die Behörden nachdrücklich gebeten, mehr Sicherheit im Land für alle - nicht nur für Christen - zu schaffen: „Vor zwei Wochen haben die Bischöfe am Ende ihrer Vollversammlung mit dem nigerianischen Präsidenten über die Lage gesprochen", so Pater Banjo. „Bei dieser Gelegenheit haben sie nicht nur unseren Bericht zu den Entführungen und Morden vorgestellt, sondern auch berichtet, wie auch alle Bürger leiden. Die Bischofskonferenz forderte zudem alle Pfarrer auf, in den Pfarreien und Gemeinden mehr für Sicherheit zu sorgen und mit den Polizeiorganen zusammenzuarbeiten."
Große Armut - Heiliges Jahr bringt Hoffnung
Nigeria, mit gut 230 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas, hat weiterhin mit Armut und Korruption zu kämpfen. Pater Banjo betont: „Armut gibt es nicht deshalb, weil unser Land arm ist, sondern weil sich der Reichtum in Nigeria in den Händen einiger weniger Menschen konzentriert. Die Kirche vertraut darauf, dass sich alle Bürger aktiv am politischen Leben beteiligen können, etwa durch Wahlen, um zu versuchen, Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen, die dem Gemeinwohl dienen“. Eine Hoffnung, die auch vom Heiligen Jahr beflügelt wird:
„Das Heilige Jahr ist eine Gelegenheit, die Hoffnung nicht zu verlieren und die Menschen, die etwas bewirken können, zu bitten, denen zu helfen, die in Not sind, die wirklich nichts haben. Alle Bischöfe Nigerias haben auch die staatlichen Institutionen gebeten, bei Gefangenen Milde walten zu lassen und Todesstrafen umzuwandeln. Darüber hinaus setzen sich viele Diözesen für die Verbesserung der Bedingungen in den Gefängnissen ein", berichtet der Generalsekretär des katholischen Sekretariats von Nigeria, Pater Michael Banjo.
(vatican news - sst)
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